Lange wurde die Geschichte des U-Boot-Kommandanten totgeschwiegen. Jetzt verfilmen ARD und BBC das Drama um die “Laconia“.

Hamburg. Die Versenkung eines Schiffes mit Tausenden Menschen an Bord, von denen viele sterben, gilt nicht eben als Akt der Menschlichkeit. Und doch beinhalten die Umstände eines solchen Kriegsaktes im Herbst 1942 so starke Elemente barmherzigen Handelns, dass die wenig bekannte Episode nun verfilmt wird. Das Kriegsdrama "Laconia" wird derzeit in Südafrika gedreht; die deutsch-britische Koproduktion im Auftrag von ARD und BBC kostet zwölf Millionen Euro. Stars wie Franka Potente (35) oder Ken Duken (30) verleihen dem Streifen Glanz.

Erzählt wird ein Akt von Zivilcourage mitten im erbarmungslosen U-Boot-Krieg. Am 12. September 1942 entdeckte der Kommandant des deutschen U-Bootes U 156, Korvettenkapitän Werner Hartenstein, vor der westafrikanischen Küste den 19 695 BRT großen britischen Truppentransporter "Laconia", dem deutschen Marine-Handbuch nach mit 14 Geschützen bewaffnet. Hartenstein, der im Laufe seiner fünf Feindfahrten insgesamt 114 000 Tonnen Schiffsraum versenkte, torpedierte die "Laconia" und tauchte neben dem sinkenden Schiff auf, in der Hoffnung, dessen Crew gefangen nehmen zu können. Zu seinem Entsetzen sah der Kommandant mehr als 2000 Menschen im Wasser um ihr Leben kämpfen. Wie sich herausstellte, waren an Bord der "Laconia" zusätzlich zur 136 Mann starken Besatzung noch Hunderte polnische und britische Soldaten, zahlreiche Zivilisten und 1809 italienische Kriegsgefangene - insgesamt 2741 Personen. Der U-Boot-Kapitän begann sofort mit der Rettung der Menschen und sendete zugleich einen verschlüsselten Funkspruch an Admiral Dönitz, den Befehlshaber der U-Boot-Flotte. Dönitz beorderte zwei weitere Unterseeboote zur Untergangsstelle.

Inzwischen waren fast 200 Überlebende an Bord von U 156, darunter fünf Frauen, 200 weitere nahm er in Rettungsbooten in Schlepp. Hartenstein sandte eine Nachricht auf Englisch an alle Schiffe in der Umgebung, bat sie um Hilfe und versprach, sie nicht anzugreifen. Drei Tage später befanden sich drei U-Boote - U 156, U 506 unter Kapitänleutnant Erich Würdemann und U 507 unter Korvettenkapitän Harro Schacht sowie ein italienisches U-Boot - mit Rettungsbooten voller Überlebender und Rotkreuzfahnen an Deck auf der Fahrt zu einem Treffen mit französischen Kriegschiffen, als sie von einem amerikanischen B-24-Liberator-Bomber entdeckt wurden. Hartenstein bat den Piloten Lieutenant James D. Harden um Hilfe. Harden wandte sich an seine Vorgesetzten auf der US-Luftwaffenbasis Asuncion. Dort befahl ihm der diensthabende Offizier, Captain Robert C. Richardson III., jedoch, den Rettungskonvoi zu bombardieren. Ein Rettungsboot und U 156 wurden getroffen, Hartenstein ließ die Leinen kappen und das beschädigte U-Boot abtauchen. Würdemann und Schacht konnten rechtzeitig alarmtauchen.

Dönitz entließ daraufhin Hartenstein aus der Rettungsaktion und veröffentlichte per Funktelegramm am Abend des 17. September 1942 den berüchtigten "Laconia-Befehl" an die U-Boot-Flotte. Darin verbot er allen Besatzungen deutscher U-Boote jegliche Rettungsaktionen gegenüber den Besatzungen versenkter feindlicher Schiffe. Selbst die Abgabe von Wasser und Nahrungsmitteln oder das Aufrichten gekenterter Rettungsboote waren nun streng verboten. Dennoch ging die Rettungsaktion auch nach dem "Laconia-Befehl" weiter. Insgesamt konnten 1500 Menschen gerettet werden.

Hartenstein überlebte den Krieg ebenso wenig wie Würdemann und Schacht. Ihre drei U-Boote wurden 1943 alle durch Fliegerangriffe versenkt und verschwanden in der Tiefe der See. Beide Seiten schwiegen über den Vorfall. Der deutschen Kriegsführung passte Hartensteins humanitärer Akt nicht ins Konzept - und die Alliierten schämten sich für die Bombardierung des Rettungskonvois. Der Film soll Hartensteins barmherzigem Akt nun ein Denkmal setzen.