Melbourne. In einer 32-Stunden-Operation haben Ärzte in Australien siamesische Zwillinge getrennt, die am Kopf zusammengewachsen waren. Die zwei Jahre alten Schwestern Krishna und Trishna aus Bangladesch hätten den komplizierten Eingriff gut überstanden, sagte Chefarzt Leo Donnan in Melbourne. "Alle haben diese Mädchen bislang nur als Einheit gekannt. Sie nun als getrennte Menschen zu erleben ist ergreifend."

Insgesamt 16 Ärzte und Helfer beteiligten sich an der Operation, deren Erfolgschancen ursprünglich nur als gering veranschlagt worden waren. Dabei legten die Beteiligten immer wieder kurze Schlafpausen ein, laute Popmusik sollte die Ärzte im Team während der viel länger als gedacht dauernden Operation wach halten. Nach 24 Stunden wurde schließlich das Hirngewebe getrennt. "Der Moment der Trennung wirkte völlig irreal", sagte Donnan. Anschließend begannen Experten mit der Rekonstruktion der Schädeldecke mithilfe von Knochen und Gewebe. 32 Stunden nach Beginn des Eingriffs wurden Krishna und Trishna getrennt aus den OP-Saal gefahren. "Die Mädchen sind jetzt auf der Intensivstation", sagte Donnan. "Alles ist sehr gut verlaufen. Sie sind in gutem Zustand, was fantastisch ist. Es geht ihnen besser, als wir gedacht hätten." Allerdings warnte Donnan auch vor zu viel Optimismus. Krishna und Trishna hätten noch eine "sehr schwere Zeit vor sich".

Die siamesischen Zwillinge waren im November 2007 aus einem Waisenhaus in Dhaka nach Melbourne gebracht worden. In der australischen Stadt wurden sie aufgepäppelt und durch mehrere Operationen auf den großen Eingriff vorbereitet. Im Laufe der Zeit entwickelten Krishna und Trishna eine Technik, auf dem Rücken zu krabbeln und sich auf diese Art gemeinsam fortzubewegen.