Noch vor nicht langer Zeit war hier öde Wüste irgendwo im Nirgendwo, Ergebnis einer der folgenschwersten Umweltsünden. Jetzt stehen die Fischer mit den Stiefeln im Wasser. Süßwasser. Ein ökologisches Wunder ist geschehen: Der Aralsee kehrt zurück.

Akespe/Kasachstan. Einst war er das viertgrößte Binnengewässer der Erde. Dann begannen zu Sowjetzeiten die Planwirtschaftler mit ihrem Hang zu grandiosen Projekten, seine Zuflüsse abzuleiten und damit gigantische Baumwollplantagen zu bewässern. Das Ergebnis: Der Aralsee verlor 90 Prozent seiner Wassermenge und zerfiel im mehrere kleine Teile. Eine Umweltkatastrophe, "beispiellos in unserer Zeit", findet der amerikanische Geografieprofessor Philipp Micklin.

Selbst heute, zwei Jahrzehnte nach dem Zerfall der Sowjetunion, ist das Unheil bei Weitem noch nicht gestoppt. Satellitenfotos zeigen, dass ein Teil des Sees allein in den vergangenen drei Jahren um 80 Prozent geschrumpft ist. Usbekistan, zu dem drei Viertel des Aralsees gehören, hat aufgegeben. Kasachstan versuchte in seinem Teil die Rettung, mit durchschlagendem Erfolg.

Ein seit 2001 mithilfe der Weltbank für 88 Millionen Dollar errichteter Damm zweigt kostbares Wasser aus dem Zufluss Syr-Darja ab, statt es sinnlos nach Süden rinnen zu lassen, und erweckt allmählich den kasachischen Teil des Sees wieder zum Leben.

Die einstige Hafenstadt Aralsk lag zum Schluss 100 Kilometer weit landeinwärts. Jetzt ist der Wassersaum bis auf 25 Kilometer herangerückt und dürfte in sechs Jahren den Hafen erreicht haben. Die Anwohner können es kaum erwarten. "Gute Nachrichten: Der See kehrt zurück!", verkündet ein Schild an der Ortseinfahrt. An einigen Stellen schwappen die Wellen schon an die vergammelten Schiffsrümpfe, die wie surreale Relikte auf dem Trockenen liegen.