Das Konzert wurde live in 250 Kinos in ganz Europa übertragen - Weltrekord. Neues Album kommt im November.

Hamburg/London. Robbie Williams wird das Zitat zugeschrieben: "Ich bin der geborene Entertainer. Jedes Mal, wenn ich den Kühlschrank öffne und das Licht angeht, fange ich automatisch an zu singen." Am Dienstagabend kamen nach langen drei Jahren Bühnenabstinenz - nach Wurst und Käse - nun die Fans des britischen Sängers wieder in den Genuss seines Könnens. Vor 3000 begeisterten Anhängern im Londoner Roundhouse Theatre, die zum Teil eigens aus Sibirien angereist waren, präsentierte der 35 Jahre alte Künstler sich und sein neues Album, das am 6. November dieses Jahres erscheinen wird. Damit beweist einer der erfolgreichsten Popinterpreten der vergangenen Jahre, dass sein Verfallsdatum doch noch nicht überschritten ist. Dabei hatten viele nicht mehr mit einer Rückkehr gerechnet. In Amerika, wo er stets vergeblich auf Erfolg und Anerkennung gehofft hatte, lebte Robbie Williams seit 2007 wie ein Einsiedler und erfreute die Fotografen lediglich mit wildem Bartwuchs, fragwürdigen Outfits und wirren Geschichten über Außerirdische. Nach seinem verhältnismäßig schlecht verkauften Album "Rudebox" 2006 und einem dreiwöchigen Entzug wegen Tablettensucht 2007 war ein Wendepunkt erreicht. Robbie Williams reflektierte damals: "Ich schuf vor langer Zeit diesen Robbie Williams, der die Leute fantastisch unterhält, und dabei merken sie gar nicht, dass ich mich überhaupt nicht amüsiere." Hinter der Fassade der "Rampensau", die weltweit 55 Millionen Platten und an einem einzigen Tag 1,6 Millionen Tourkarten verkaufte, versteckte sich immer noch der unsichere Junge aus einer englischen Kleinstadt, der als 15-Jähriger mit der Band Take That ins Rampenlicht stolperte.

Seine Fans verehrten ihn, mit jeder Duettpartnerin wurde ihm eine Affäre nachgesagt, und dabei zeichnete sich sein musikalisches Werk nicht nur durch kommerziellen Erfolg, sondern auch durch Qualität und eine ständige Neuerfindung aus. Sein Album "Swing when you're winning", eine Hommage an Frank Sinatra, begeisterte 2001 Fans und Kritiker gleichermaßen. Und doch kämpfte er mit dem Ruhm, der vor allem in Europa Rekordausmaße annahm. Heroin, Kokain und LSD waren nur einige der Drogen, die Williams langsam zerstörten. Auch Vicodin, eines der Mittel, das Michael Jackson (* 50) umbrachte, konsumierte der Sänger wie andere Leute Kekse. Der Zusammenbruch 2007 bedeutete daher eine prägende Zäsur.

Erst Anfang 2009 zog Robbie Williams von Los Angeles nach England und arbeitete an seinem Album und an sich. Immer an seiner Seite: Ayda Field (30), mit der der Entertainer seit zwei Jahren liiert ist und die tatsächlich einen ausgleichenden Einfluss auf den nach eigener Aussage "selbstzerstörerischen Charakter" zu haben scheint. Das erste hörbare Ergebnis des neuen Robbie Williams ist die Single "Bodies", die es auf Anhieb auf Platz eins der deutschen Charts schaffte. Der sichtbare Neuanfang war das Konzert am Dienstag. In guter Form und mit ersten grauen Haaren präsentierte der Sänger alte und vor allem mehrere neue Songs. Das Ereignis wurde in 250 Kinos in 23 Ländern übertragen - Weltrekord. Ausverkauft waren auch die 36 deutschen Kinos, in denen das Spektakel zu sehen war. Der Leiter des Konzerts, Trevor Horn, hatte vor dem Beginn der Show geäußert: "Ich hoffe, es klingt okay." Diese Hoffnung erfüllte sich. Nach 90 Minuten waren sich die Fans einig: Robbie Williams ist "Back for good" - endgültig zurück.