Grundschule nimmt nur noch Erstklässler nach bestandenem Sprachtest an.

Berlin. Neuer Kurs in Deutschlands Multi-Kulti-Hauptstadt. Dass es in Berlin mit dem Nebeneinander der Kulturen Probleme gibt, ist nicht erst seit den umstrittenen Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin bekannt. Jetzt zieht eine Schule die Notbremse. Die Gustav-Falke-Grundschule in Wedding wird zum neuen Schuljahr erstmals eine Klasse ausschließlich für Kinder mit sehr guten Deutschkenntnissen einrichten und damit eine "Deutsch-Garantie" geben. Gestern stellte die Schule das Projekt öffentlich vor. Die künftigen Erstklässler müssen in dem einst klassischen Arbeiterbezirk vor ihrer Einschulung einen Deutschtest absolvieren. Nur wer den Test zu mindestens 80 Prozent besteht, wird in die neue Klasse aufgenommen. Herkunft oder Nationalität spielen aber keine Rolle. Die Leiterin der Brennpunktschule reagiert damit auf die Forderung von Eltern, die ihre Kinder dort nur einschulen wollten, wenn wenigstens 50 Prozent der Schüler einer Klasse Deutsch als Muttersprache sprechen.

An der Gustav-Falke-Schule gibt es derzeit in einigen Klassen kein einziges deutsches Kind mehr. Die Ganztagsschule, an der die Schülerzahlen immer mehr gesunken waren, will mit diesem Angebot vor allem die Familien in Berlin Alt-Mitte ansprechen. Während in Mitte die Grundschulen überfüllt sind, bleiben in Wedding viele Plätze leer. Das in Berlin einmalige Projekt hat der ehemalige Senatssprecher und heutige Unternehmensberater Eduard Heußen in Abstimmung mit der Schulaufsicht entwickelt. Er sieht in dem Angebot eine Chance zur Integration. "Bislang gab es an der Schule dafür keine Möglichkeit, weil die Kinder nicht deutscher Herkunft unter sich waren", sagt Heußen. Unterstützt wird das Vorhaben von der Senatsbildungsverwaltung. "Wir begrüßen jede Initiative für eine größere Heterogenität an den Schulen", sagt Erhard Laube, Chef der Berliner Schulaufsicht. Es sei nicht nur im Interesse deutscher, sondern auch der Eltern mit Migrationshintergrund, die Klassen mehr zu durchmischen und damit die Integration zu erleichtern.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) begrüßte die "zukunftsweisende Initiative". Auch Özcan Mutlu von den Grünen wünscht dem Projekt Erfolg. Die bildungspolitischen Sprecher von FDP und CDU halten das Modell für nachahmenswert. Problematisch dagegen findet Heinz Buschkowsky (SPD), Bezirksbürgermeister von Neukölln, das Vorhaben: Eine Sonderklasse für deutschsprachige Schüler sei "doktern am Symptom, aber keine Lösung des Problems". Es bestehe zudem die Gefahr, dass bereits unter Grundschulkindern eine Auslese stattfinde.