Was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Kormoran. Dachten sich wahrscheinlich der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern, als sie den gefräßigen Fischjäger zum Vogel des Jahres bestimmten. Nett gemeint, sicherlich. Denn der Kormoran stand schon einmal kurz vor der Ausrottung.

Seitdem aber hat er sich prächtig erholt - sehr zum Leidwesen einer tatkräftigen Minderheit, die sich ohnehin schon durch den Vorschriftendschungel und die ständige Überwachung übel gegängelt fühlt: die Fischer. Während sie bei ihren Fängen stets peinlich auf die Einhaltung der Fangquoten achten müssen, haut der Kormoran, mir nichts, dir nichts, einfach alles weg und hat danach meist nichts Besseres zu tun, als irgendwo schlapp herumzusitzen und seine Flügel zu trocknen.

Dafür kriegt der Vogel nun eine Ehrung. Dazu fällt dem gemeinen Kutter- und Küstenfischer und auch den Kleingärtnern mit Fischteich vermutlich nichts mehr ein. Aber auch Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) kommt nicht besonders originell daher. Sein Vorschlag, beiden Seiten mit neuen Studien gerecht zu werden, dürfte die Gemüter kaum beruhigen.

Was also tun? Um nicht wieder eine ganze Berufsgruppe aufzuschrecken, sollten die Vögel künftiger Jahre vielleicht eine Mindestgröße nicht überschreiten. Merke: Je kleiner der Piepmatz, desto weniger stört er. Tipp fürs nächste Jahr: den Wellensittich ehren. Er lebt zu Abertausenden unter uns, und alle finden ihn niedlich. Bis auf die paar Nörgler, die die Käfige sauber machen müssen.

Die Sache mit dem Kormoran können die Fischer dann mit dem Nabu und der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern ausdiskutieren. Wenn erst mal die Studien vorliegen, ist sicher Zeit dafür.