“Ich bekomme noch Augen-Tinnitus bei den ganzen Pfeifen hier“, beschwerte sich ein junger Fahrrad-Taxi-Chauffeur, als er sich beim Reeperbahn-Festival durch die Menschenmengen auf dem Kiez quälte. “Augen-Tinnitus“ - was haben wir gelacht und gleich ein neues Wort gelernt.

Hamburg. Ein kurzer Blick bei Google machte aber deutlich, dass der Begriff nicht mehr so neu ist, eher fast so alt wie das "Wörterbuch der Szenesprachen", welches der Duden-Verlag im Jahr 2000 veröffentlichte, um senilen Greisen (sprich: allen über 25) die Jugendsprache näherzubringen. Nun entwickelt sich Jugendsprache schnell weiter, und damals präsentierte Begriffe wie "krass" ("abgefahren") stammen aus heutiger Sicht aus der Steinzeit.

Zeit also für eine Neuauflage. Das "Neue Wörterbuch der Szenesprachen" ist ab sofort erhältlich und erklärt auf 204 Seiten Begriffe wie "dönieren" (Döner essen), "aufbitchen" (schminken) oder "Bionadebourgeoisie" (Szeneviertel-Bewohner). Viele Begriffe spiegeln mittlerweile die Online-Kultur wider, "epic" etwa ("großartig"), ein Wort, welches aus dem populären Computerspiel "World Of Warcraft" den Weg in das Netzportal szenesprachenwiki.de und von dort aus in den Szene-Duden schaffte.

Nun ist es mit diesem Wörterbuch wie mit Gebrauchtwagen: Sobald es aus dem Buchladen getragen wird, ist es veraltet - "epic fail, pawned" (großer Reinfall, besiegt)! Aber immerhin regt es die Fantasie an, auch mal eine neue Wortschöpfung zu versuchen: "Niveaulimbo" (kontinuierliches Unterschreiten von Geschmacksgrenzen) zum Beispiel, vom Autor dieser Zeilen 1999 beim Wacken Open Air ausgedacht, hat noch keinen Eintrag bei szenesprachenwiki.de, aber 53 000 Google-Treffer. Ein Fall von "egogoogeln", würde das "Neue Wörterbuch der Szenesprachen" sagen.