Ein schweres Seebeben der Stärke 8,3 im Pazifik hat gestern die Inselwelt um Samoa erschüttert. Deutscher Konsul spricht von mehreren “toten Schulkindern“.

Wellington. Menschen flohen in Panik aus ihren Häusern, als der Tsunami heranschoss. Bis zu 100 Meter weit schwappte die Flutwelle nach Pago Pago, der Hauptstadt von Amerikanisch-Samoa, hinein. Augenzeugen berichten von mehreren Toten und Verletzten. Der deutsche Honorarkonsul auf Samoa, Arne Schreiber, sagte der Deutschen Presse-Agentur gestern Abend um 23 Uhr (MESZ) am Telefon: "Hier ist die Rede von toten Schulkindern." Ob auch Touristen zu Schaden gekommen sind, sei noch unklar. Auf Samoa, einer ehemaligen deutschen Kolonie, leben laut Schreiber etwa 25 Deutsche. Der Einzige, der in der Bebenregion wohnt, sei wohlauf. Der Konsul: "Die Erschütterungen dauerten etwa 20 Sekunden. Mein ganzes Haus hat sich bewegt."

Das schwere Seebeben ereignete sich um 6.48 Ortszeit (19.48 Uhr MESZ) in rund 35 Kilometer Tiefe im Pazifik und erschütterte mehrere Südseeinseln. Der dadurch ausgelöste Tsunami zerstörte mehrere Dörfer auf besonders niedrig gelegenen Inseln vor Samoa. Die US-Erdbebenwarte warnte auch vor Riesenwellen in Tonga, Tuvalu, Kiribati, auf den Salomonen-Inseln, Neuseeland und Hawaii. Die US-Geologiebehörde stufte die Stärke des Bebens auf 8,0 ein. Das Tsunami-Warnzentrum sprach von 8,3.

Ob die Katastrophe das Ausmaß des Tsunamis vom 26. Dezember 2004 erreicht hat, war gestern Abend noch unklar. Vor fünf Jahren waren in Südostasien mehr als 230 000 Menschen ums Leben gekommen. "Hier ist überall Panik entstanden, weil die Kinder auf demWeg zur Schule und die Menschen auf dem Weg zur Arbeit waren", sagte ein Korrespondent aus Apia auf Samoa dem neuseeländischen Rundfunk. Tony Manson, Mitarbeiter des Fernsehsenders TVNZ, war in Samoa am Strand, als plötzlich die Erde zu beben begann. "Das Meer hat sich zuerst zurückgezogen und ist dann innerhalb von wenigen Sekunden mit Macht über die Küste hereingebrochen", sagte er geschockt. Mit vielen anderen sei er vom Strand weg auf höheres Terrain gelaufen. "Das hat uns das Leben gerettet."

Beim Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, die Botschaften der Bundesrepublik in den betroffenen Gebieten seien informiert worden. Am 26. Dezember 2004 hatte ein gewaltiger Tsunami, ausgelöst durch ein schweres Erdbeben vor der indonesischen Insel Sumatra, mit unvorstellbarer Wucht weite Küstenregionen in Indonesien, Sri Lanka, Indien, Thailand und auf den Malediven zerstört.

Samoa ist ein Inselstaat im südwestlichen Pazifik. Der Westteil der Insel war früher eine deutsche Kolonie. Der Ostteil gehört zu den USA. Auf den Inseln leben insgesamt rund 240 000Menschen.

Tsunamis können entstehen, wenn Erdbeben oder Vulkanausbrüche den Meeresboden erschüttern. Im Gegensatz zu normalen Wellen, bei denen nur das Wasser an der Meeresoberfläche wogt, geraten beim Tsunami (japanisch: große Welle im Hafen) auch die tiefen Wasserschichten in Bewegung. Auf hoher See ist diese Welle gewöhnlich nicht höher als drei Meter und wird wegen ihrer großen Wellenlänge von Schiffen oft gar nicht bemerkt. In flachen Küstengewässern und engen Buchten läuft sie aber zu enormen Höhen von bis zu 40 Metern auf und kann ganze Landstriche verwüsten. Tsunamis breiten sich mit bis zu 900 km/h aus.