Die Täter seilten sich auf das Dach einer Sicherheitsfirma ab, zündeten Sprengsätze und verschwanden mit ihrer Beute spurlos.

Stockholm. Erinnerungen an den Streifen "Mission Impossible" mit dem akrobatischen Tom Cruise werden wach: In Schweden haben Unbekannte gestern am frühen Morgen ein filmreifes Gangsterstück hingelegt. Sie stahlen einen Hubschrauber, zündeten Sprengsätze und verschwanden dann mit ihrer Beute spurlos. Ort des Verbrechens: das Bargelddepot des schwedischen Sicherheitsunternehmens G4S in Västerberga bei Stockholm.

Um kurz nach fünf Uhr wurden Nachbarn des Depots von Fluglärm geweckt. "Ich spähte durch die Gardinen und sah, wie der Helikopter näher und näher kam", berichtete ein Augenzeuge. Zwei oder drei Männer seilten sich aus dem Helikopter ab, durchstießen ein Dachfenster und ließen dann im Inneren des Gebäudes mehrere Sprengsätze explodieren.

Rund 20 Minuten später hievten sie sich beladen mit Geldsäcken wieder in den Hubschrauber. Wie viel Geld gestohlen wurde, ist nach Angaben des Unternehmens noch unklar. Verletzt wurde bei dem kühnen Raub niemand, obwohl sich Personal in dem Gelddepot der Sicherheitsfirma aufhielt. Kurz nach Bekanntwerden des Überfalls meldete sich der Betreiber einer Fliegerschule und berichtete, dass ihm ein Hubschrauber vom Typ Bell 206 Jet Ranger gestohlen worden sei.

Der offenbar bis ins Detail durchgeplante Überfall lässt auf erfahrene Täter schließen. Nicht nur, dass sie einen Hubschrauber gestohlen, einen Piloten gefunden und sich Zugang zu Sprengsätzen und Waffen verschafft hatten. Sie hatten auch spitze Metalldornen auf die Straßen in der Umgebung gestreut, um eine Verfolgung durch Polizeiwagen zu verhindern, und den Polizeihubschrauber in Stockholm am Hangar blockiert. Einem Polizeisprecher zufolge konnte der Helikopter in Stockholm nicht starten, weil ein verdächtiges Paket in der Nähe gefunden wurde, dass zunächst für eine Bombe gehalten worden sei. Es habe extra eine Maschine aus dem 400 Kilometer entfernten Göteborg angefordert werden müssen.

So konnten die Polizisten nicht viel mehr tun, als den Tatort später zu untersuchen und die Mitarbeiter des bestohlenen Sicherheitsunternehmens zu befragen. "Die Räuber haben eine Menge Spuren am Tatort und im Helikopter hinterlassen", sagte Polizist Anders Bjargard. Der Hubschrauber der Täter wurde wenige Stunden nach dem Überfall in einem Waldstück nördlich von Stockholm gefunden. Das bestohlene Unternehmen hat inzwischen eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zum Geld und zur Festnahme der Diebe führen.

Der spektakuläre Überfall von Västerberga ist der jüngste in einer ganzen Reihe aufsehenerregender Raube in Schweden. So waren erst im vergangenen Jahr Räuber in ein Postverteilzentrum in Göteborg eingebrochen. Zuvor hatten sie die Stadt teilweise lahmgelegt, indem sie in mehreren Gegenden Autos anzündeten und mit Sprengfallen drohten. 2006 waren Maskierte in den Göteborger Flughafen eingedrungen und hatten Fremdwährung im Wert von 7,8 Millionen Kronen (etwa 740 000 Euro) gestohlen.