Es ist schon eine kitzelige Sache mit dem ewigen Glück. Schon Jesus hat darauf verwiesen, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr komme als ein Reicher in den Himmel.

Auch wenn mit dem Öhr nicht das der Nadel, sondern eher ein enges Stadttor in Jerusalem gemeint war: Über das Streben nach Wohlstand allein das Seelenheil zu finden ist schwierig, zumal in Zeiten der Krise. Deshalb hat die Trinity-Kirche nahe der Wall Street jetzt auch dreimal mehr Gottesdienst-Besucher als im Vorjahr. So jedenfalls hat es Pfarrer Jim Cooper aus New York beobachtet.

Findet dort nun ein fester tendierender Dow Jones Eingang ins Stoßgebet, wird die Rendite von Investmentfonds herbeigefleht? Oder geht es schlicht darum, die nun raren Boni und Beförderungen wenn schon nicht durch den Chef, so doch über den Heiligen Geist herbeiführen zu lassen? Wie sagt doch ein 29-jähriger Manager aus Amerikas umtriebigster Stadt: "Wenn es nicht so klappt, ist man gegenüber Gottes Willen offener." Wie schön. Robert Doll, überzeugter Christ und Investment-Chef von Blackrock, dem weltweit größten Verwalter von Privatvermögen, empfiehlt deutlich mehr. "Mehr Demut, nicht auf Luftschlösser bauen", lautet sein Appell. Seine Mitarbeiter sollten die Bedenken der Kunden ernster nehmen. Werden wir also künftig auch in Hamburg und anderswo von Bankberatern mitfühlende Worte hören, gegen Spekulationen auf dem Rücken der Gesellschaft und gegen die Gier? Ach, wir wären auf dem Weg ins Paradies, und selbst die Geschichte von den aus dem Tempel vertriebenen Händlern und Geldwechslern könnte in Vergessenheit geraten.

So weit wird es nicht kommen. Eher wird sich die Trinity-Kirche wieder leeren, wenn die Kurse anziehen. Keine Zeit mehr für die harten Bänke, wenn das Milliarden-Geschäft lockt. Pfarrer Cooper mag sich trösten: Die nächste Krise kommt so sicher wie das Amen in der Kirche.