Der FC Bayern München und der 1. FC Nürnberg haben am Sonnabend vor dem Anstoß zu ihrem Bundesliga-Derby eine Gedenkminute für das Opfer des Münchner S-Bahn-Mordes eingelegt.

München. Fußball-Profis und Schiedsrichter kamen mit Trauerflor in die mit 69 000 Zuschauern ausverkaufte Münchner Allianz-Arena. Am Wochenende zuvor war der Geschäftsmann Dominik Brunner (50) an der Münchner S-Bahn-Station Solln von zwei Jugendlichen erschlagen worden. Er hatte sich schützend vor vier 13- bis 15-Jährige gestellt.

Bayern-Manager Uli Hoeneß: "Wir verneigen uns vor einem Menschen, der sein Leben gegeben hat, um andere, in dem Fall junge Menschen, zu schützen." Jeder könne in die Situation kommen, dass er Hilfe benötige, "und dann wären wir froh, wenn jemand wie Dominik Brunner helfen würde. Deshalb ist er für uns ein Vorbild für Zivilcourage und praktizierte Nächstenliebe." Es sei "schockierend, dass viele Passanten dieses Drama miterlebt und nicht aktiv eingegriffen haben", befand Hoeneß, während das Foto des Getöteten auf der Anzeigetafel erschien.

Unterdessen wirft die Aussage einer Zeugin erneut die Frage nach unterlassener Hilfeleistung auf. "Wir haben ,Helft uns!' geschrien, aber die Leute sind vorbeigegangen", zitiert die Münchner "Abendzeitung" Sarah (13), eines der Kinder, die der 50-Jährige beschützt hatte.

Nach Auskunft der Münchner Staatsanwaltschaft gibt es dagegen derzeit noch keine Hinweise auf unterlassene Hilfeleistung. Die Opferhilfeorganisation Weisser Ring kritisierte scharf, dass nicht wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt werde. "Es ist ein ganz schlechtes Beispiel für Helfer, wenn man sagt, wir ermitteln erst gar nicht", sagte der Thüringer Landesvorsitzende Heinz-Günter Maaßen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich für mehr Polizei und mehr Videoüberwachung auf Bahnhöfen aus. "Der Staat muss den öffentlichen Raum schützen - Straßen, Plätze, Bahnhöfe müssen sicher sein", sagte Merkel der "Bild am Sonntag". Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rief in einem Brief an Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) dazu auf, die Videoüberwachung auszubauen.