Kilometerweit überzieht ein schleimiger grüner Teppich die Strände der Bretagne. Die Algenpest an der französischen Atlantikküste ist aber nicht nur scheußlich anzusehen, sie bedeutet auch Lebensgefahr, stellte ein Regierungsgutachten fest.

Paris. Wenn die Killeralgen verwesen, strömen sie giftige Gase aus. An einigen Stellen wurden Konzentrationen von Schwefelwasserstoff gemessen, die beim Einatmen schon nach wenigen Minuten "tödlich seien", erklärte das staatliche Institut für Umweltrisiken Ineris. Für die beliebte Urlaubsregion ist das eine Katastrophe. Premierminister François Fillon hat das grüne Gift zur Chefsache erklärt. Gestern kündigte Paris an, man wolle in den nächsten Jahren die Algen möglichst früh im Jahr abfischen, damit die Urlauber im Sommer nicht gefährdet würden.

Viele Strände in den Badeorten von der Grenze zur Normandie bis in die Südbretagne sind von den Giftalgen überwuchert, Umweltschützer zählten 84 Gemeinden. Die Bucht von Saint-Michel-en-Grève ist besonders betroffen. Dort starb am 28. Juli ein Pferd, der Reiter (27) brach bewusstlos zusammen. Er wurde rechtzeitig gefunden und gerettet. Nach dem Tod des Pferdes gab das Umweltministerium überstürzt die Studie bei Ineris in Auftrag. Dabei wurde Schwefelwasserstoff in hoher Konzentration in der Luft nachgewiesen - 200-mal so viel wie in der Industrie erlaubt. Auch der Tod mehrerer Hunde und eines Joggers vor einigen Jahren wird jetzt den Killeralgen zugeschrieben. Ineris empfahl, betroffene Strandabschnitte zu sperren und die Arbeiter, die die Algen beseitigen, mit Messgeräten auszustatten. Auch der ADAC gab schon eine Warnung aus, den Algen aus dem Weg zu gehen. Der nach faulen Eiern riechende Schwefelwasserstoff findet sich vor allem dort, wo sich eine weißliche Kruste auf dem Algenteppich bildet.

Schuld an der Algenpest ist offenbar die Landwirtschaft. Umweltschützer kritisieren die Überdüngung, die zusammen mit der Klimaerwärmung für das Algenwachstum sorgt. In der Bretagne wird intensiv Landwirtschaft betrieben, neben Gemüseanbau auch Schweine- und Geflügelzucht. Auf fünf Prozent von Frankreichs landwirtschaftlicher Anbaufläche werden 60 Prozent der Schweine und 45 Prozent des Geflügels gezüchtet. Die Schadstoffe fließen über Abwässer direkt ins Meer.