Sebastian trifft es eines Morgens in der Berliner U-Bahn: Ein wunderschönes Mädchen steigt ein und schaut ihn an. Sebastian blickt zurück. Beide lächeln. Drei Minuten später steigt sie aus - die Chance ist vertan.

Berlin. So wie den jungen Leuten ergeht es jeden Tag Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Ob in U-Bahn, Supermarkt oder auf der Straße: Ein verstohlener Blick, ein schüchternes Lächeln - doch bevor man sich traut, nach dem Namen zu fragen, ist der andere im Großstadtgetümmel verschwunden. In Berlin gibt das Internet Hoffnung auf ein Happy End. "Augenblicke" heißt ein Portal der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG). Dort können schüchterne Hauptstädter Nachrichten für ihre Bus- oder Bahnbekanntschaft hinterlassen. Mit einer Suchmaske, die die Anzeigen nach Ort und Zeit sortiert, kann die Plattform dann nach Liebesbotschaften durchforstet werden. "Als du am Zoo ausgestiegen bist, haben wir uns angelächelt. Das hat mich umgehauen", schreibt Sebastian, in der Hoffnung, dass die Unbekannte einen Blick auf die Seite wirft und sich erkennt. Ob das Mädchen sich gemeldet hat, bleibt sein Geheimnis. Antworten gehen direkt an den Annoncenschreiber, außerhalb des Forums.

Die Idee für die Flirtseite hatten Mitarbeiter der BVG vor ein paar Jahren, nach dem Anruf eines verzweifelten Mannes. "Er sagte, er habe in der U-Bahn die Frau seines Lebens gesehen und wir müssten ihm helfen", erzählt Pressesprecherin Petra Reetz. Die BVG entwickelte dann das Web-Portal, das am Valentinstag 2007 online ging - und monatlich bis zu 120 000-mal angeklickt wird. In den kurzen Nachrichten beschreiben die Verfasser meist Äußerlichkeiten ("Du: blond mit französischem Zopf, einfach bezaubernd.") und den Moment des Zusammentreffens. Das Ergebnis sind lustige, prickelnde oder romantische Anekdoten, die auch für "Nicht-Verliebte" durchaus lesenswert sind. www.bvg.de/augenblicke