Viele Bewohner weigern sich zu flüchten. Die Ursachen für die Feuer sind eine Kombination aus klimatischen Bedingungen und Fehlern des Menschen.

Hamburg/Los Angeles. 425 Quadratkilometer zerstörtes Land, 103 Häuser in Schutt und Asche. Das ist die grausige Bilanz der Feuerwalze, die sich seit einer Woche nördlich von Los Angeles durch Wälder und Vorstädte frisst. Obwohl mehr als 6500 Feuerwehrleute und etwa 4000 Löschflugzeuge rund um die Uhr im Einsatz sind, konnten die Flammen bis jetzt nur zu fünf Prozent unter Kontrolle gebracht werden. "Es ist ein böses Feuer. Es bewegt sich überallhin, wo es nur will", beschrieb Einsatzchef Mike Dietrich den Gegner.

Der größte von insgesamt acht Bränden in Kalifornien wird als eines der schlimmsten Feuer seit mehr als 60 Jahren bezeichnet. Dabei hat der US-Bundesstaat mit erschreckender Regelmäßigkeit verheerende Wald- und Buschbrände zu verzeichnen. Allein 2007 waren eine Million Menschen vor den Flammen auf der Flucht, zwölf von ihnen starben, mehr als 2000 Häuser verbrannten. Dass jedes Jahr aufs Neue schockierende Bilder um die Welt gehen und die Feuer, trotz verstärkter Vorkehrungen, immer wieder große Schäden anrichten, hat besondere Ursachen: das Klima, die Vegetation und der Mensch, der beides zerstört.

In Kalifornien herrschen in den Sommermonaten konstant Temperaturen von mehr als 30 Grad. In der vergangenen Woche wurde regelmäßig die 35-Grad-Marke erreicht. In Kombination mit geringer Luftfeuchtigkeit und nicht vorhandenem Niederschlag, führt das zu einer großen Trockenheit. Dadurch verdorrt der gesamte Pflanzenbestand, der in erster Linie aus viel Büschen, Gräsern und Wäldern besteht. Genug natürlicher Treibstoff also für die Brände.

Bemerkenswert ist dabei, dass die Feuer im Grunde notwendig sind, um die Vegetation zu erneuern. Viele Pflanzen sind evolutionär darauf ausgerichtet, die frisch verbrannte Erde zum Keimen zu nutzen. Allerdings haben Frequenz und Intensität der Flammen in den vergangenen Jahren so sehr zugenommen, dass die angestammten Pflanzen keine Zeit mehr haben, um zu wachsen. Vielmehr werden sie von Bodendeckern verdrängt, die eine kürzere Wachstumszeit haben und größere Flächen bewuchern. Diese Arten geben den Bränden noch mehr Nahrung.

Im Oktober, der eigentlichen Hauptsaison der Waldbrände, kommt dann noch ein Phänomen hinzu, das als "Santa-Ana-Winde" bezeichnet wird. Diese Wüstenwinde fachen die Feuer an, lassen die Flammen unvermittelt die Richtung wechseln und machen sie dadurch unberechenbar. Einsatzchef Mike Dietrich ist froh, mit diesem Problem im Moment nicht kämpfen zu müssen: "Das einzig Gute ist, dass es keine Santa-Ana Winde gibt." Der momentane Wind ist nicht so stark und flaut immer wieder ab, was die Feuerwehrleute die leise Hoffnung äußern ließ, dass die Brände sich so weit beruhigen würden, dass man sie unter Kontrolle bringen könnte. Das kann allerdings bis zu zwei Wochen dauern. Bis dahin ist es das oberste Ziel der Rettungskräfte, Schaden zu begrenzen und Leben zu retten. Dabei sind es meist die Menschen, die die Feuer durch Unachtsamkeit und Nachlässigkeit erst auslösen. Lagerfeuer, Schweißarbeiten oder alte Strommasten, die auch gern mal umfallen: Jede Art von Funkenflug ist bei den Grundvoraussetzungen in Kalifornien im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich. Darüber hinaus wollen viele Leute möglichst naturnah wohnen und haben ihre Häuser deshalb dicht an die "Wildnis" gebaut. Dadurch sind sie nun von den Feuern bedroht, gleichzeitig aber für die Feuerwehrleute schwer erreichbar. Diese müssen Kopf und Kragen riskieren, um Menschenleben zu retten.

So starben zwei Feuerwehrmänner bei einem Unfall auf einer schlecht befahrbaren Straße. Es ist aber den Einsatzkräften zu verdanken, dass bis jetzt keine weiteren Todesopfer zu beklagen sind. Nur drei Schwerverletzte, die eine Evakuierung verweigert hatten, mussten behandelt werden. Am Wochenende wurden zwei Menschen ins Krankenhaus gebracht, die der Meinung waren, sich vor den bis zu 30 Meter hohen Flammenwänden mit einem langen Tauchgang in ihrem Whirlpool retten zu können. Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger (62), der in vier Gebieten den Notstand ausrief, sagte: "Es gab Leute, die nicht hinhörten und deshalb schwere Verbrennungen erlitten haben." Er rief die Bewohner auf, Evakuierungsaufrufen nachzukommen. Auch wenn es schwerfalle, den eigenen Besitz zurückzulassen, könne man von den Feuerwehrleuten nicht verlangen, unnötig ihr Leben zu riskieren.