Es ist wieder mal so weit: Überall auf der verleiten Schnapszahldaten verliebte Paare zum Heiraten. Eine Garantie für dauerhaftes Glück ist das aber nicht.

Hamburg. Ganze vier Jahre haben Sandra Brose und Lars Peters auf diesen Tag gewartet. Am 9.9.2009, in gut einer woche also, wollen die beiden sich das Ja-Wort geben. „Für uns kam überhaupt kein anderes Datum infrage“, erzählt die 26-jährige Angestellt einer Bank. „Das war schon klar, nachdem wir vier Monate zusammen waren.“ Es war auf einem Spaziergang, auf sie seinerzeit bereits nur so zum Spaß übers Heiraten gesprochen hätten, sagt sie weiter. „Gleichzeitig haben wir dann dieses Datum genannt. Daran haben wir festgehalten.“

Dass Schnapszahldaten überall auf der Welt verliebte Paare zum Heiraten bewegen, stört die beiden nicht. „Ich finde das eher cool“, sagt Sandra. „Damit ist der Tag weltweit der absolute Freudentag.“ So ähnlich sehen es einige Paare in Deutschland. Am Mittwoch kommender Woche wollen sich zwar mehr Verliebte trauen lassen als sonst an gewöhnlichen Wochentagen. Im Gegensatz zum 8.8.2008, an dem auf den Standesämtern zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen Hochbetrieb herrschte, bleibt der Ansturm in diesem Jahr allerdings aus.

Am 9. September wollen etwa in Düsseldorf bislang nur 25 Paare heiraten, am 8. August 2008 waren es noch 47. „Das liegt sicher auch daran, dass die Schnapszahl dieses Jahr auf einen Mittwoch fällt“, sagt Stadtsprecher Michael Bergmann. Das sei etwas ungünstig für Hochzeitsfeste. Im hessischen Gießen sind deswegen zehn von zunächst 15 angemeldeten Paaren wieder abgesprungen. „Der Heiratstag ist immer noch der Freitag", sagt Bergmann – so wie der 8.8.08 einer war.

Nach den Worten von Paderborns Stadtsprecher Thomas Zimmermann gehen Eheschließungen an Schnapszahl-Daten zurück. „Schnapszahldaten gab es vor der Jahrtausendwende nur alle elf Jahre“, erklärt er, etwa den 7.7.77, den 8.8.88 und den 9.9.99. Seit dem 1.1.2001 gibt es hingegen jährlich zweimal die Chance auf besondere Daten dieser Art. In diesem Jahr eben den 9.9.2009, aber auch den 20.09.2009.

In Mainz, wo sich bislang 23 Paare für eine Trauung angemeldet haben, erklärt man sich die geringere Nachfrage als im vergangenen Jahr mit dem späteren Termin. „Juni, Juli und August sind bei uns die Hauptmonate“, sagt Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr. „Da kann man draußen feiern." Wahrscheinlich fahren die Leute auch lieber im Sommer als im September in die Flitterwochen.

Nürnberg ist da anders: Dort wird es am 9.9. Zeremonien im 15-Minuten-Takt geben, um alle 45 angemeldeten Paare trauen zu können. „An so einem Tag können wir keine Rücksicht nehmen auf vergessene Eheringe“, sagt Standesamtsleiter Reinhold Vogt. Er ist kein Freund von Hochzeiten an Schnapszahl-Daten. Die Romantik sei bei solchen Massenabfertigungen oft passé, findet er. Hinzu kommt, dass Schnapszahl-Hochzeiten nicht immer Glück bringen. Dem Scheidungsregister in Cottbus zufolge werden solche Ehen genauso oft geschieden wie andere. Im Berliner Bezirk Neukölln gingen sie sogar häufiger in die Brüche, wie eine interne Untersuchung ergab.

Dass Schnapszahlen eine Obsession sein können, weiß Düsseldorfs Stadtsprecher Bergmann. Weil ein Mann am 9.9.99 unbedingt heiraten wollte, ließ er sich den Termin schon ein Jahr zuvor reservieren. Die Frage, ob er eine Partnerin habe, verneinte er, betonte jedoch, dass er die Passende bis dahin finden werde. Zu seinem Trau-Termin ein Jahr später sei der Mann dann aber doch nicht erschienen. Im nächsten Jahr könnte es für die Freunde besonderer Daten in vielen Städten schwierig werden. Der 10.10.2010 fällt auf einen Sonntag – da haben die meisten Standesämter in Deutschland geschlossen.