Warum neu kaufen, statt einfach zu tauschen? Diese Fragen stellen sich offenbar immer mehr Menschen in der Wirtschaftskrise. Tauschhandel ist weltweit im Trend, in Deutschland, den USA, vor allem aber in Frankreich.

Paris. In Paris ist es angesagt, sogenannte "Troc-Partys" (Tausch-Partys) unter Frauen zu feiern. Dabei lädt jede ihre Freundinnen und Bekannten ein und man trifft sich in einer Privatwohnung, um zu tauschen, was man nicht mehr haben will. Vor allem der Austausch von Designerkleidung und Accessoires ist angesagt. Arm sind die Frauen nicht, die das Tauschen in der Krise für sich entdeckt haben.

Unternehmensberaterin Sylvie organisiert seit einigen Monaten häufiger so eine Party in Paris. Die 41-Jährige sagt: "Warum sollte man neu kaufen und nicht tauschen. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch ökologischer." Die Krise hat viele zum Nachdenken darüber gebracht, was wirklich notwendig ist. Neben den privaten Troc-Partys der Frauen entstehen immer mehr Tauschringe, bei denen etwa Dienstleistungen wie Buchhaltung gegen das Anstreichen einer Wohnung verhandelt werden.

Das Phänomen ist mittlerweile weit verbreitet. Das Forschungsinstitut Ipsos untersuchte den Trend mit dem Ergebnis, dass 35 Prozent der Franzosen seit der Krise Tauschhandel betreiben oder gern betreiben wollen. "So wird Sparen fast zum Spiel", betont Ipsos- Forschungsdirektorin Lise Brunet. Nicht nur in Frankreich, sondern in zahlreichen anderen Ländern wie etwa in Deutschland oder den USA werden die Internet-Tauschbörsen immer beliebter. Hier wechseln etwa Bücher oder Schallplatten kostenlos den Besitzer. In den USA gibt es immer mehr sogenannte "Free Stores", Shoppingparadiese, in denen es gebrauchte Produkte kostenlos gibt. Für das Forschungsinstitut Ipsos ist Tauschen "eine Shopping-Alternative in Krisenzeiten". Das Bedürfnis nach Konsum sei nach wie vor vorhanden. Doch übertriebener Konsum gilt mittlerweile als politisch inkorrekt - vor allem wegen der Ökologie. Warum wegschmeißen, wenn ein Produkt noch brauchbar ist, fragen sich die Anhänger des "Troc". Experten, die das Konsumverhalten untersuchen, glauben, dass auch nach der Krise weiter getauscht wird.