Lutz Peter Sch. aus Eilenburg hatte bei der Vernehmung angeblich 2,8 Promille. Was ist seine Aussage wert?

Leipzig. Nach der Festnahme des mutmaßlichen Mörders der neunjährigen Corinna, Lutz Peter Sch. (39), dauert die Spurensuche an. Obwohl der wegen Brandstiftung vorbestrafte Mann ein Geständnis abgelegt hat, hofft die Polizei auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung. Reicht sein Geständnis nicht aus, um ihn vor Gericht zu stellen?

Die Staatsanwaltschaft Leipzig hält die Aussage für verwertbar. "Man geht von der Glaubhaftigkeit des Geständnisses aus, dennoch ist die Aussage des Täters das eine. Man muss dies noch mit objektiven Beweisen belegen, sonst könnte es ja jeder gestehen", sagte Babette Faust, Sprecherin der Polizeidirektion Westsachsen. Bisher habe man ihn nicht anhand von DNA-Spuren überführen können. Stefan Costabel, der Verteidiger des unter dringendem Tatverdacht festgenommenen Mannes, meldete unterdessen Zweifel an der Verwertbarkeit des Geständnisses seines Mandanten an.

Bei Lutz Peter Sch. wurden nach der Festnahme am späten Sonnabendabend nach Costabels Angaben 2,8 Promille Alkohol im Blut festgestellt. Während der Vorführung vor den Haftrichter am Sonntag habe er einen verwirrten Eindruck gemacht. "Das waren offenbar starke Entzugserscheinungen."

Leipzigs Justizsprecher Ricardo Schulz: "Das sehen wir nicht so. Herr Sch. ist erheblich alkoholgewöhnt und hat keine Ausfallerscheinungen gezeigt." Er habe auf mehrfache Nachfragen auch selbst bekundet, dass er sich in der Lage fühle, der Vernehmung zu folgen. Dies sei auch dokumentiert worden. Zum genauen Grad der Alkoholisierung machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben, der Wert liege aber unter 2,8 Promille.

Währenddessen gehen die kriminaltechnischen Untersuchungen weiter, an denen mehr als 90 Spezialisten beteiligt sind. Untersucht wird vor allem ein verwildertes Gartengrundstück in Eilenburg, das Lutz Peter Sch. genutzt hat. Ob Corinna hier getötet wurde, ist noch unklar. Nach wie vor fehlen auch ihre Kleidungsstücke und die Puppe des Mädchens. Ein Polizeisprecher: "Über den genauen Tatort schweigt der Mann bisher."

Lutz Peter Sch., der nur einen Kilometer von Corinna entfernt wohnt, sitzt jetzt als Untersuchungshäftling in einer Einzelzelle im Leipziger Gefängnis in Meusdorf. Ein Expertenteam hatte entschieden, ihn nicht in die Klinik der Justizvollzugsanstalt (JVA) einzuweisen. Er werde aber medizinisch betreut, Suizidgefahr bestehe nicht, sagte Rolf Jacob, Leiter der JVA. Heute soll der Tatverdächtige erneut vernommen werden. Der Arbeitslose war der Polizei bereits wegen diverser Straftaten bekannt. Mit Sexualstraftaten oder schweren Gewaltdelikten ist der geschiedene Mann, der Vater einer Tochter sein soll, jedoch bislang noch nie in Erscheinung getreten.

Der als Eigenbrödler geltende 39-Jährige hatte sich sogar unter die trauernden Eilenburger gemischt - an vorderster Front, wie eine Einwohnerin, die an der Gedenkveranstaltung teilnahm, erzählte. "Er war einer der Ersten, die nach dem Aufruf von Pfarrer Günter ein Licht für das ermordete Mädchen anzündeten."

Corinna war am vergangenen Dienstag nicht vom Spielen nach Hause zurückgekehrt. Einen Tag später fanden Suchtrupps ihre Leiche am Ufer eines Nebenarms der Mulde. Sie wurde vergewaltigt und anschließend getötet.

Nach den Morden an der achtjährigen Michelle, dem neunjährigen Mitja und nun an Corinna könnte der Eindruck entstehen, dass die Zahl der Kindermorde in Deutschland zunehme. "Gott sei Dank ist das Gegenteil der Fall, die Kindermorde insgesamt nehmen ab, aber vor allem die Sexualmorde an Kindern", sagt der Kriminologe Christian Pfeiffer aus Hannover. "In den vergangenen zehn Jahren sind wir in der Bundesrepublik auf dem Tiefstand bei Sexualmorden insgesamt angekommen."