Diese Zeilen kennen alle, die Anhänger der volkstümlichen Hitparaden sind.

München. "Kennst du die Perle, die Perle Tirols? Das Städtchen Kufstein, das kennst du wohl! Umrahmt von Bergen, so friedlich und still. Ja das ist Kufstein dort am grünen Inn, ja das ist Kufstein am grünen Inn. (Refrain) Holla-rä-diri ... bei uns in Tirol."

Ist der Jodler "Holla-rä-diri" im berühmten Kufsteinlied nun ein "kreatives Überschreiten des Dagewesenen"? Nein, hat das Landgericht München gestern entschieden und die Urheberrechte am ganzen Kufsteinlied samt Jodler den Erben des Tiroler Komponisten Karl Ganzer zugesprochen. Der Münchner Musikverleger Egon Frauenberger hatte die Erfindung des Jodlers 2001 für sich reklamiert und dafür jährlich gut 30 000 Euro Gema-Gebühren kassiert.

Der Vorsitzende Richter Peter Guntz fühlte sich an Loriots berühmtes Jodeldiplom erinnert - "Du-dödel-di": Er hätte sich nie vorstellen können, vor Gericht darüber zu verhandeln. Der Postbote Karl Ganzer hatte das Kufsteinlied über die "Perle Tirols" 1947 komponiert, Frauenberger hat es verlegt.

Über die Aufteilung der Gema-Gebühren von immer noch 600 000 Euro im Jahr kam es nach Ganzers Tod zum Streit: Frauenberger kassierte nicht nur als Verleger 30 Prozent der Einnahmen, sondern auch noch weitere 30 000 Euro als angeblicher Erfinder des Jodlers. Erst das "Holla-rä-diri" habe das Lied zum Hit gemacht, sagte der 76-Jährige.

Das Gericht gab aber den Erben recht. Die außergewöhnliche kreative Leistung der Jodel-Phonetik sei doch sehr fraglich. Eine geplante Vorführung im Gerichtssaal scheiterte zwar am technischen Gerät. Aber "keiner der Interpreten singt es so, wie es auf dem Papier steht", berichtete Richter Guntz aus früheren Hörproben.

Frauenbergers Anwalt erwägt nun, gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen.