Warum der Fahrer des schwarzen Mercedes plötzlich die Kontrolle über seinen Wagen verlor, ist noch rätselhaft. Vielleicht erlitt er einen Herzinfarkt.

Menden. Tragödie bei einem Schützenfest im Sauerland: Ein 79 Jahre alter Autofahrer ist gestern in Menden auf einer abfallenden Straße in den Umzug gerast, dabei wurden zwei Menschen getötet. Bei den Opfern handele es sich um zwei 40 und 69 Jahre alte Mitglieder der Schützenbruderschaft St. Hubertus, sagte Polizeisprecher Dietmar Boronowsky am späten Abend.

Nach ersten Ermittlungen war der Rentner ungebremst mehr als 50 Meter durch die Menschenmenge gefahren. Anschließend prallte sein Auto auf einen abgestellten Streifenwagen. Er sei durch die Wucht des Aufpralls in ein weiteres am Straßenrand abgestelltes Fahrzeug gedrückt worden, berichtete ein Polizist. "Das sah aus wie ein Schlachtfeld." Beide Fahrzeuge seien zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt gewesen: "Die Kollegen hatten großes Glück. Sie standen neben dem Wagen."

Der Fahrer des Unglücksautos aus dem Märkischen Kreis wurde bei dem Unfall verletzt und ins Krankenhaus gebracht. "Wir werden ihn befragen, sobald dies aus ärztlicher Sicht möglich ist", sagte ein Polizeisprecher. Die Unglücksursache sei weiterhin völlig unklar. Derzeit deute aber nichts auf eine geplante Tat hin.

Der Mann war am Nachmittag, kurz vor 16 Uhr, mit seinem schwarzen Mercedes plötzlich ins Schleudern geraten. Der Wagen raste auf der abschüssigen Straße in das Ende des Festumzugs der Schützenbruderschaft St. Hubertus.

Trotz des regnerischen Wetters sei die Jubiläums-Veranstaltung zum 60-jährigen Bestehen der Schützenbruderschaft gut besucht gewesen, sagte der Polizeisprecher. Neben den Mendener Schützen hatten befreundete Vereine an dem Festumzug teilgenommen.

"Aus diesem Grund war der Festumzug in diesem Jahr auch besonders lang", berichtete Johannes Ismar vom benachbarten Schützenverein Schwitten. Nach seinen Informationen hatte der Umzug gerade die Straße zum Festplatz erreicht, als der Fahrer die Kontrolle über seinen Wagen verlor. "Es wird nicht ausgeschlossen, dass er einen Herzanfall erlitten hat", sagte Ismar. "Aber Genaues weiß man noch nicht."

"Wir gehen bisher von einem Unfall aus", sagte Polizeisprecher Boronowsky. Die Polizei sicherte am Abend vor Ort noch Spuren.

Mehrere Menschen wurden bei dem Unglück schwer verletzt. Sie wurden in Krankenhäuser nach Köln, Siegen, Dortmund und Hamm gebracht. Neun Personen wurden mittelschwer und leicht verletzt. 30 bis 35 Menschen mussten wegen Schocks behandelt werden. Ein Unfallopfer konnte während des Transports im Rettungshubschrauber wiederbelebt werden, sagte ein Polizeisprecher. Im Einsatz waren fünf Rettungshelikopter und sieben Rettungswagen mit mehr als zehn Notärzten sowie alle verfügbaren Feuerwehren der Umgebung.

"Hier spielt sich eine Tragödie ab. Ein schwarzer Mercedes raste in die Menge, plötzlich flogen Menschen durch die Luft", sagte der Wirt des Restaurants Bei Ivo, Ivo Bitangar. "Wir sind fassungslos. Die Leute haben geschrien und sind umhergelaufen, es war schrecklich. Man fühlt sich so hilflos", sagte er.

Für die geschockten Zuschauer wurde im nahen Schützenheim eine psychologische Betreuung mit Notfallbegleitern eingerichtet, wie Feuerwehrsprecher Axel Stüken mitteilte. Hier hatten die Schützenbrüder der Stadt mit etwa 57 000 Einwohnern noch am Morgen die Jubiläumsfeier mit einem fröhlichen Frühschoppenkonzert begonnen. Um 15 Uhr startete dann der Höhepunkt des Festes, der Umzug durch die Stadt - der mit dem schrecklichen Unfall endete.