“Kopernikus? War das nicht der Typ mit den irre blauen Augen?“ Wenn Sie das schon immer gedacht haben, dann waren Sie der Wissenschaft einen wichtigen Schritt voraus.

Denn ein polnisch-schwedisches Forscherteam hat erst jetzt das Geheimnis um die Augenfarbe des großen Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473-1543) gelüftet: Die Augen des Mannes, der mit seiner Revoluzzer-Erkennntnis "In der Mitte von allem thront die Sonne" das mittelalterliche Weltbild zurechtgerückt hat, waren mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit blau oder grau, auf jeden Fall aber hell, und mit Sicherheit keineswegs so braun, wie uns Porträtmaler über Jahrhunderte vorgeflunkert haben.

DNA-Spezialisten haben das Blau rekonstruiert - aus Knochen- und Zahnresten, spärlichen Überbleibseln aus dem Grab, das erst seit November 2008 als Kopernikus' letzte Ruhestätte identifiziert wurde, denn auf der Grabplatte stand nicht mal der Name des bescheidenen Domherrn aus dem polnischen Frombork (deutsch Frauenburg). Sicher war nur, dass er hier lag, in einem der 1000 Gräber.

Eindeutig verriet das Genmuster den bis dahin in Frieden Ruhenden. Denn denselben genetischen Code entdeckte die schwedische DNA-Expertin Marie Allen in zwei Haaren, die in einem Buch lagen, das der Astronom sein Leben lang mitgeschleppt hatte: das "Calendarium Romanum Magnum" von Johannes Stoeffler aus dem Jahr 1518, das heute in der Unibibliothek Uppsala liegt.

Aus dem Gencode entschlüsselten die Forscher jetzt auch die Farbe der Augen und stellten beim Abgleich mit einer Datenbank fest: Nachkommen der Familie leben in Rostock, Ulm und Kopenhagen. Sie können 2010 nach Frombork pilgern, wenn im Zuge der 700-Jahr-Feier die Knochen feierlich beigesetzt werden.

Was würde Kopernikus uns heute wohl sagen, wenn er von all dem Aufwand um seine Augenfarbe erführe? Im Prinzip ist er ja selber schuld. Warum hat er zu seinen beiden Haaren nicht noch einen Zettel in sein Lieblingsbuch gelegt mit dem alles entscheidenden Hinweis: "Übrigens, meine Augen sind blau."