Die Wissenschaftler sollen herausfinden, ob die für Mensch und Tier schädliche Ansammlung abgefischt werden kann.

Hongkong. Er wächst seit 60 Jahren unbeachtet im Pazifischen Ozean und ist nach Einschätzung von Wissenschaftlern doppelt so groß wie der US-Bundesstaat Texas: Ein Strudel aus Plastikmüll, der von Plastikflaschen, -behältern und -tüten stammt und unter Einwirkung von Sonne, Gezeiten, Wind und Wellen in winzige Partikel zerrieben wurde. Die giftige Suppe dreht sich in einer gigantischen Strudelbewegung knapp unter der Meeresoberfläche zwischen den US-Staaten Hawaii und Kalifornien im Uhrzeigersinn. Eine Gruppe von Umweltschützern und Wissenschaftlern will in den nächsten Monaten eine Expedition zu dem entlegenen Meeresgebiet unternehmen. Dabei soll erforscht werden, ob der für Mensch und Tier gefährliche Abfall aus dem Meer gefischt und verwertet werden kann.

"Es wird viele Jahre dauern, das Problem zu erfassen und zu lösen", sagt der kalifornische Meereskundler Jim Dufour, der als Berater mitreist. Für die Zukunft der Ozeane sei dies aber lebensnotwendig. 13 000 Stückchen Plastikmüll finden sich nach Angaben des UN-Umweltprogramms inzwischen in jedem Quadratkilometer Meer. Am schlimmsten aber ist das Problem in fünf Ozeanwirbeln, dabei auch einer im Nordpazifik, der inzwischen "Östlicher Müll-Strudel" genannt wird. Weil die Abfälle von den Naturgewalten sehr fein zermahlen wurden, kann das meiste von Satellitenbildern gar nicht erfasst werden. Seetiere und Vögel nehmen die Plastiksuppe, die nach Angaben von Dufour in vielen Fällen voll toxischer Chemikalien ist, auf. "Das bedeutet, die Fische fressen mit jedem Stückchen Plastik eine kleine Giftbombe", sagt der Umweltschützer Doug Woodring aus Hongkong, der die Expedition leiten wird. Viele der Giftstoffe könnten so in die menschliche Nahrungskette gelangen. Nicht wenige Tiere verenden an den unverdaulichen Abfällen selbst.

Die 50-tägige Reise wird die Forscher auf ihrer Fahrt von San Francisco nach Hawaii und zurück zweimal durch das Abfallkarussell führen, das sich mehr als 500 Seemeilen vor der Westküste der USA dreht. Das Forschungsschiff "Kaisei" - japanisch für Meeresplanet - wird dabei von einem Fischtrawler begleitet. Mit seiner Hilfe sollen Fangtechniken für die Partikel erprobt werden, die die Meereslebewesen schonen. "Es müssen Netze sein, die engmaschig genug sind, um eine Menge Müll herauszufischen, aber großmaschig genug, um Plankton durchzulassen", sagt Woodring. Zudem soll erforscht werden, ob der Plastik-Müll recycelt oder als Brennstoff aufbereitet werden kann.

Unterstützt wird das Projekt vom UN-Umweltprogramm und einer Firma für Wasseraufbereitungssysteme. Die 1,4 Millionen Euro, die für die Expedition notwendig sind, sollen aus Spenden aufgebracht werden. Da sich der Wirbel in internationalen Gewässern drehe, fühle sich keine Regierung verantwortlich, sagt Woodring.