Den Haag. Nach dem versuchten Anschlag auf die Königsfamilie haben die Niederländer am Freitag der Opfer der Bluttat gedacht. Zahlreiche Trauernde legten Blumen am Tatort in Apeldoorn nieder, wo ein Amokfahrer am Vortag bei einer Parade zum Nationalfeiertag sechs Menschen getötet hatte. Der Mann, der aus Verzweiflung über seine Arbeitslosigkeit gehandelt haben soll, erlag seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus.

Die Flaggen wehten im ganzen Land auf Halbmast, offizielle Veranstaltungen wurden abgesagt. In der Stadthalle von Apeldoorn trugen sich Trauernde in ein Kondolenzbuch ein. Königin Beatrix hatte am Donnerstag von einem "schrecklichen Drama" gesprochen und den Opfern in einer Fernsehansprache ihr Beileid ausgedrückt.

Königin Beatrix, Kronprinz Willem Alexander und weitere Mitglieder der Königsfamilie hatten bei der Parade am Königinnentag mit Entsetzen verfolgt, wie der 38-jährige Karst T. mit seinem Wagen in die Zuschauermenge gerast und schließlich in ein Denkmal gekracht war. Den Ermittlern zufolge gestand der Amokfahrer noch am Tatort, dass seine Tat sich gegen die königliche Familie richtete. Die niederländische Königsfamilie war seit der Ermordung von Wilhelm von Oranien im Jahr 1584 nicht mehr Ziel eines Anschlags gewesen.

Video: Königin-Attentäter von Apeldoorn ist tot

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Bei der Amokfahrt wurden zwei Männer und zwei Frauen noch am Unglücksort getötet, ein weiterer Mann starb im Krankenhaus. Am Freitag erlag ein Polizist seinen Verletzungen. Elf Menschen wurden am Freitag weiterhin wegen zum Teil schwerer Verletzungen behandelt, unter ihnen drei Kinder und Jugendliche. Der Täter sei in der Nacht zum Freitag um 02.58 Uhr an einem schweren Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus gestorben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Niederländischen Medienberichten zufolge war der Mann bereits seit Donnerstagabend klinisch tot.

Die Ermittlungen gegen den Amokfahrer seien damit eingestellt, sagte Staatsanwaltschafts-Sprecher Wim de Bruin. Allerdings werde weiter versucht, die Umstände der Amokfahrt aufzuklären. Bei einer Durchsuchung der Wohnung des Mannes im ostniederländischen Huissen seien keine Waffen oder Sprengstoff gefunden worden, sagte De Bruin. Es gebe keine Hinweise auf mögliche Mittäter oder einen terroristischen Hintergrund. Die Staatsanwaltschaft habe keine Erkenntnisse über eine psychische Erkrankung oder frühere Straftaten des Mannes.

Niederländische Zeitungen berichteten am Freitag, der Täter sei verzweifelt gewesen, weil er seine Arbeit bei einem privaten Sicherheitsdienst verloren habe. Nachbarn beschrieben den Mann als "sympathisch" und "still". Die Zeitung "De Telegraaf" zitierte den Vermieter des Amokfahrers, wonach dieser am Freitag die Schlüssel für seine Wohnung hätte abgeben müssen.

Am Königinnentag wird in den Niederlanden der Geburtstag der Königinmutter Juliana gefeiert, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. In der Regel sind aus diesem Anlass hunderttausende Niederländer im ganzen Land mit orangefarbenen Hüten und Kostümen unterwegs.