Die Mexiko-Grippe hat möglicherweise Hamburg erreicht. Wie das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) dem Abendblatt bestätigte, gibt es einen ersten Verdachtsfall. Dabei handelt es sich nach Angaben von UKE-Sprecherin Maren Putfarcken um eine junge Frau, die krank von einer Mexiko-Reise zurückkehrte und sich jetzt freiwillig in dem Klinikum meldete. Bilder von der Grippe in Mexiko.

Berlin/Genf. Die Mexiko-Grippe hat möglicherweise Hamburg erreicht. Wie das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) dem Abendblatt bestätigte, gibt es einen ersten Verdachtsfall. Dabei handelt es sich nach Angaben von UKE-Sprecherin Maren Putfarcken um eine junge Frau, die krank von einer Mexiko-Reise zurückkehrte und sich jetzt freiwillig in dem Klinikum meldete. Laut Putfarcken wurde die Patientin, über deren Identität keine Angaben gemacht werden, sofort isoliert. Zur Zeit laufen Tests, die klären sollen, ob sie mit dem Grippevirus infiziert ist. Offenbar leidet sie aber an den klassischen Symptomen wie hohem Fieber.

Ein erster Test auf Influenza A verlief bei der Patientin positiv. Ob sie auch mit dem gefährlichen Erreger der Mexiko-Grippe infiziert ist, konnte bislang noch nicht geklärt werden. Zurzeit laufen entsprechende Tests im Hygieneinstitut, im Bernhard-Nocht-Institut und am UKE. Parallel wurden Proben an das Nationale Referenzzentrum für Influenza am Robert-Koch-Institut in Berlin geschickt. "Wir sind miteinander verlinkt und stehen miteinander im ständigen Kontakt", so prof. Stephan Günther, Leiter der Virologie am Bernhard-Nocht-Institut. Günther spricht von einem "sehr hoch anzusetzendem Verdachtsfall".

Bei weiteren deutschen Verdachtsfällen handelt es sich unter anderem um ein aus Mexiko zurückgekehrtes Ehepaar, sagte Gesundheitsstaatssekretär Klaus Theo Schröder am Dienstag in Berlin. Außerdem sei bei einem weiteren Mann ein Grippevirus festgestellt worden. Ob es sich um den Mexiko-Grippe-Erreger handelt, sei noch nicht klar. Schröder betonte aber, es gebe derzeit keine konkrete Bedrohung der Bevölkerung in Deutschland. Schröder erläuterte, dass sich im Schnitt 9000 deutsche Touristen in Mexiko aufhielten.

Nach Angaben des Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Jörg Hacker, sind die drei Patienten teils im Krankenhaus, teils zu Hause in Süddeutschland isoliert worden. Zwei der Betroffenen gehe es "recht gut". Derzeit würden Schnelltests ausgewertet. Ob es sich um Schweinegrippe handele, solle am Abend oder spätestens an diesem Mittwoch feststehen. Grundsätzlich sei mit Mexiko-Grippe-Fällen in Deutschland zu rechnen.

Alarmstufe 4: Mexiko-Grippe breitet sich aus


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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verschärfte in der Nacht zum Dienstag wegen des erheblich erhöhten Risikos für eine weltweite Ausbreitung der Krankheit ihre Alarmstufe. Von sofort an gelte Alarmstufe 4 statt bisher Alarmstufe 3, sagte der amtierende WHO- Generaldirektor für Gesundheitssicherheit und Umwelt, Keiji Fukuda, in Genf nach einer Sondersitzung einer Expertengruppe. Alarmstufe 4 heißt, dass ein neues Grippevirus von Tieren auch Menschen infizieren kann und von Mensch zu Mensch übertragen wird. Bei der höchsten Stufe 6 wird von einer weltweiten Ausbreitung des Virus ausgegangen, also von einer Pandemie. Die WHO empfiehlt derzeit keine Reisebeschränkungen oder gar das Schließen von Grenzen, erklärte die Organisation auf ihrer Website. Wenn möglich, sollten aber Reisen in gefährdete Gebiete vermieden werden. Es gehe grundsätzlich keine Gefahr vom Genuss gekochten Schweinefleisches und Produkten aus Schweinefleisch aus. Auch das Auswärtige Amt hatte seine Reiseempfehlungen für Mexiko im Internet verschärft: "Von nicht unbedingt erforderlichen Reisen nach Mexiko wird derzeit abgeraten."

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gibt es in Mexiko 26 bestätigte Fälle, davon 7 Tote. Der Mexikanische Gesundheitsminister Jose Ángel Córdova hatte zuvor von 152 Grippetoten gesprochen, bei 20 Toten sei das Mexiko-Grippevirus bestätigt. 776 Grippepatienten werden derzeit stationär in Krankenhäusern behandelt, sagte Córdova am späten Montagabend dem Fernsehsender Televisa. Zuvor hatte der Gesundheitsminister erklärt, die Zahl der gemeldeten Fälle und der Grippetoten sei in den vergangenen Tagen langsamer angestiegen. Im ganzen Land sollen die Schulen, Kindergärten und Universitäten aber bis zum 6. Mai geschlossen bleiben. Auch hat sich ein Verdacht auf die Mexiko-Grippe in Israel bestätigt. Es ist damit der zweite bestätigte Fall in dem Land.

Einen Schrecken verbreitete die Explosion eines Behälters mit Mexiko-Grippeviren in einem Schweizer Zug am Montagabend. Es bestand nach Angaben der Behörden aber keine Ansteckungsgefahr, wie es am Dienstagmorgen hieß. Die Viren des Subtyps H1N1 waren für das Nationale Grippezentrum in Genf bestimmt. Es handle sich nicht um den mutierten, für Menschen gefährlichen Stamm des Subtyps H1N1 aus Mexiko. Die klassische Mexiko-Grippe ist relativ harmlos. Untersuchungen in den USA haben gezeigt, dass dort 30 bis 50 Prozent aller Tiere von kommerziellen Schweinefarmen eine Infektion durchgemacht haben.

Bei der Explosion des mit Trockeneis gefüllten Behälters wurden zwei Menschen leicht verletzt, bestätigte die Kantonspolizei Waadt. Ein Genfer Angestellter hatte am Montagabend in Zürich unter anderem fünf Fläschchen mit Mexiko-Grippeviren abgeholt, um sie per Zug nach Genf zu bringen. Allerdings war das Trockeneis in dem Transportbehälter irrtümlicherweise falsch platziert worden. Es taute auf, in der Verpackung entstand ein Überdruck. Schließlich explodierte das Paket kurz vor dem Bahnhof Freiburg (Fribourg) in der Schweiz. Nach Angaben der Behörden sind Virentransporte in Spezialbehältern mit der Bahn oder sogar mit der Post normal, wenn sie ungefährlich sind.

Der Reisekonzern TUI hatte seit Montag rund 800 Anfragen, die sich wegen eines geplanten oder gebuchten Mexiko-Urlaubs bei dem Reiseveranstalter erkundigt haben. Rund 90 Prozent sei es aber nur um Informationen gegangen, lediglich etwa 10 Prozent hätten umgebucht oder storniert. Knapp 1000 Deutsche verbringen als TUI-Kunden ihren Urlaub derzeit in Mexiko, fast alle jedoch weit weg von Mexiko-Stadt auf der Halbinsel Yucatan an der Playa del Carmen. Bisher gebe es von dort auch noch keine Wünsche, früher nach Hause zu fliegen.