Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel konnte nicht in ihre Privatwohnung. Über Stunden legte am Freitagabend die Entschärfung einer 100 Kilogramm schweren Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg Teile des Berliner Stadtzentrums lahm. Erst gegen Mitternacht die Gefahr vorbei. Da hatte die Kanzlerin Berlin aber schon verlassen.

Berlin. Um zwei Minuten vor Mitternacht war die Gefahr vorbei - auch für die Berliner Privatwohnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Entschärfung einer 100 Kilogramm schweren Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg legte am späten Freitagabend das Leben rund um die Museumsinsel mit ihren vielen Kunstschätzen in der Hauptstadt lahm.

Der russische Blindgänger war zuvor bei Bauarbeiten nur zehn Zentimeter unter der Erdoberfläche entdeckt, kurz vor Mitternacht unschädlich gemacht und dann laut Polizei abtransportiert worden.

Zahlreiche Anwohner, darunter auch die Kanzlerin, mussten ihre Wohnungen verlassen und konnten sie für Stunden nicht betreten. Rund 60 Menschen verbrachten den Abend in einem von den Berliner Verkehrsbetrieben extra zur Verfügung gestellten Bus bei Kaffee, Tee und Stullen. Angela Merkel war freilich nicht darunter. Sie habe Berlin am Freitagabend ohnehin verlassen wollen.

Berliner und Touristen durften zwischen Museumsinsel, Friedrichstraße und dem Boulevard Unter den Linden nicht mehr flanieren. Rund 150 Polizisten sperrten das Gebiet in einem Umkreis von 300 Metern weiträumig ab. Der Vorhang im ausverkauften Maxim-Gorki-Theater hob sich nicht.

Rund um den Fundort der Fliegerbombe vor dem Neuen Museum kam es zu Staus. Für rund zweieinhalb Stunden fuhren keine Regional- und Fernbahnen zwischen Friedrichstraße und Alexanderplatz, wie eine Bahnsprecherin am Samstag sagte. Zu einem Chaos sei es dennoch nicht gekommen.

Auf der Museumsinsel liegt auch das Neue Museum, das nach jahrelangem Wiederaufbau als künftige Heimstatt der ägyptischen Sammlung mit der weltberühmten Büste von Königin Nofretete im Oktober wiedereröffnet werden soll. An diesem Donnerstag wird der britische Thronfolger Prinz Charles mit seiner Frau Camilla dort zu einer Stippvisite erwartet.

In der Hauptstadt sei auch noch über eine sehr lange Zeit mit dem Fund von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg zu rechnen, sagte am eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Jeder, der baut, müsse das betreffende Gelände nach Munition absuchen lassen.