Daumen hoch für europäische Tunnel: Erstmals konnte der ADAC in seinem Tunneltest ausschließlich positive Noten vergeben. In Deutschland erhielten von vier getesteten Tunneln drei die Bestnote “sehr gut“.

Von insgesamt dreizehn getesteten Tunneln in Europa erhielten gleich neun die Bestnote "sehr gut". Speziell Deutschland konnte bei vier getesteten Tunneln dreimal mit der Bestnote auftrumpfen. Der Hamburger Elbtunnel war dieses Mal nicht dabei, wurde jedoch beim letzten ADAC-Test mit der Note "gut" bewertet. Einzige Ausnahme europaweit bei dem bisher besten Ergebnis des ADAC-Tunneltests: Der Schweizer Tunnel Vue-des-Alpes mit der Benotung "ausreichend".

Dass erstmals kein Tunnel durchfiel, liegt auch daran, dass der aktuelle Test mit 13 Überprüfungen bei weitem kleiner ausfiel als in den Vorjahren. Zudem war keine einzige Röhre aus Italien dabei: "Bislang sind dort zwei Drittel der Tunnels durchgefallen und man kann davon ausgehen, dass das auch heute noch so ist", sagte Testleiter Nicolas Adunka. In vielen privat betriebenen Tunnels werde dem ADAC und seinem italienischen Gegenstück aber die Genehmigung für Tests verweigert.

In Deutschland wurden Stadttunnel in Rostock, Berlin, München und Heidelberg genauer unter die Lupe genommen. Der 800 Meter lange Warnowtunnel in Rostock überzeugte den Angaben zufolge mit modernster Sicherheitstechnik: Dazu trugen etwa Ampeln und Schranken vor den Tunnelportalen, gut gekennzeichnete Rettungswege sowie ein automatisches Feuermeldesystem bei. Auch der 1979 eröffnete Tunnel am Flughafen Tegel in Berlin glänzte mit Bestnoten in allen acht Bewertungskategorien. Das ein Kilometer lange Bauwerk war für gut 38 Millionen Euro saniert worden.

Ebenfalls mit "sehr gut" wurde der Brudermühltunnel in München bewertet, der mit bis zu 109 000 Fahrzeugen am Tag von den untersuchten deutschen Röhren am meisten Verkehr aufweist. Der Schlossbergtunnel in Heidelberg erhielt die Note "gut". Er war ursprünglich als Eisenbahntunnel konzipiert, weshalb dort Pannenbuchten fehlen. Die Röhre verfügt laut ADAC-Test aber über ein modernes Sicherheitskonzept.

Gerade in den engen Tunneln ist Sicherheit der wichtigste Faktor - bei Unfällen oder Bränden kommt es in den Röhren sonst schnell zur Katastrophe. Eine kurze Chronologie der schlimmsten Unfälle in europäischen Tunneln:

21. Februar 2009: Im Tauerntunnel (Österreich) löst ein belgischer Reisebus einen Serienunfall aus. Neun Menschen werden verletzt. Das Unglück weckt Erinnerungen an ein Inferno in diesem Tunnel zehn Jahre zuvor: Am 29. Mai 1999 hatte ein mit Lackprodukten beladener Lastwagen bei einem Auffahrunfall eine Massenkarambolage und ein Feuer ausgelöst. Zwölf Menschen kamen ums Leben.

23. September 2006: Im Viamala-Tunnel (Schweiz) prallt ein Bus mit einem Personenwagen zusammen. Bei dem anschließenden Brand sterben neun Menschen.

25. Dezember 2005: Im Mauernried-Tunnel (Baden-Württemberg) rammt ein Auto die Tunnelwand und wird in den Gegenverkehr geschleudert. Fünf Menschen kommen ums Leben.

4. Juni 2005: Im Frejus-Tunnel zwischen Frankreich und Italien gerät ein mit Reifen beladener Lastwagen in Brand. Die Flammen erfassen weitere Fahrzeuge, drei Laster brennen aus. Zwei Menschen sterben.

7. Juni 2003: Auf dem Weg an die Adria schrammt ein Doppeldecker-Bus aus Gladbeck in einem Straßentunnel bei Venedig (Italien) an der Tunnelwand entlang und stürzt um. Sechs Tote.

24. Oktober 2001: Bei einem Brand im Gotthardtunnel (Schweiz) kommen elf Menschen ums Leben. Zwei Lastwagen waren wenige Kilometer vor dem Südportal des Tunnels frontal zusammengeprallt. Es gibt eine Explosion; Reifen und Kunststoffplanen geraten in Brand.

17. Oktober 2001: Am Ende des Guldborgsund-Tunnels (Dänemark) prallt ein Laster auf ein Auto, weitere Fahrzeuge rasen in die Unglücksstelle. Fünf Menschen sterben.

6. August 2001: Im Gleinalmtunnel (Österreich) sterben ein niederländisches Urlauberpaar und seine drei Töchter. Ihr Minivan geht mitten in dem einröhrigen Tunnel nach dem Frontalzusammenstoß mit einem Auto in Flammen auf.

24. März 1999: Im Montblanc-Tunnel zwischen Frankreich und Italien geht ein belgischer Lastwagen in Flammen auf. Das Feuer greift auf andere Fahrzeuge über. In dem Inferno sterben 39 Menschen, zahlreiche werden verletzt. Die Feuerwehr kann den Brand in dem engen Tunnel erst nach 24 Stunden löschen.