Mit dem Film wurde das Mädchen weltberühmt, aber die Familie lebt weiter in den Slums von Mumbai. Bilder der Slumdog-Kinder auf dem Laufsteg.

London. Sie war der Star in dem mit acht Oscars ausgezeichneten Überraschungserfolg "Slumdog Millionär": Die kleine Rubina Ali aus Indien, gerade neun Jahre alt, spielte die junge Latika, in die sich der Filmheld der Slum-Romanze unsterblich verliebt.

Als sie aus Hollywood zurückkehrte, trug Vater Rafik Qureshi sie stolz auf den Schultern durch die Slums von Mumbai (Bombay). War alles nur gespielt? Jetzt kam heraus: Der Vater hat nach einem Zeitungsbericht offenbar versucht, seine Tochter zu verkaufen. Er habe 20 Millionen Rupien (310 000 Euro) für das Mädchen verlangt, um dem Leben im Elendsviertel von Mumbai zu entkommen, berichtete gestern das britische Sonntagsblatt "News of the World".

Obwohl Regisseur Danny Boyle (52) eine Stiftung zur Unterstützung des im Slum aufgewachsenen Mädchens gründete, hatte sein Vater sich immer wieder darüber beklagt, dass er vom Ruhm seiner Tochter finanziell nicht profitiere. "Was habe ich davon, dass meine Tochter berühmt ist, wenn wir hier in bitterer Armut leben?", sagte er.

Reporter der "News of the World" tarnten sich nun in Mumbai als von dem Film begeisterte, wohlhabende Scheichs aus Dubai und bekundeten Interesse an dem Mädchen. Ein als Mittelsmann eingeschalteter Onkel sagte ihnen demnach, eine Adoption Rubinas könne diskutiert werden, "aber ihre Eltern werden als Gegenleistung eine angemessene Kompensation erwarten". Es gebe "ein großes Interesse an Rubina". Dem Bericht zufolge trafen sich die getarnten Reporter in einem Hotel mit Qureshi, seiner ahnungslosen Tochter und anderen Verwandten. Bei dieser Gelegenheit habe Rubinas Onkel die Summe von 20 Millionen Rupien genannt - genau diesen Betrag gewinnt der in Armut groß gewordene Held von "Slumdog Millionär" bei der indischen Version von "Wer wird Millionär?". Dabei hatte Rubina gerade einen lukrativen Werbedeal mit einem Softdrink-Hersteller abgeschlossen und soll in dem Spot an der Seite von Hollywoodstar Nicole Kidman (41) zu sehen sein. Da sagte ihr Vater noch: "Wir sind sehr stolz auf sie und hoffen, dass sie ein großer Star werden wird. Möglicherweise sind wir so eines Tages in der Lage, ein richtiges Haus zu bewohnen."

Trailer: Slumdog Millionär


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Der Film spielte bisher weltweit mehr als 150 Millionen Dollar ein, in Deutschland sahen ihn mehr als eine Million Zuschauer.

Die Produktionsfirma von "Slumdog Millionär" spendete erst vor wenigen Tagen 567 000 Euro für 2000 Familien und 5000 Kinder in Mumbai. Das Geld geht an die Hilfsorganisation Plan, die sich schon seit 1979 um Straßenkinder in Indien kümmert. Es soll vor allem für Bildung ausgegeben werden.

Den beiden Kinderstars - Rubina Ali und Azharuddin Ismail (10) - soll ebenfalls eine gute Schulbildung ermöglicht werden. Als Ausgleich für ihre geringen Gagen - es sollen unter 3000 Dollar gewesen sein, wurde eine nicht genannte Summe in einen Trust einbezahlt. Ein Sprecher: "Der Wirbel um den Film hat auch zu Missgunst von anderen Angehörigen geführt, sodass wir uns für diesen Weg entschieden haben."