Peter John soll seine Nichte mit einer Sprengfalle, die er in einem Briefkasten deponierte, schwer verletzt haben. Bei dem heimtückischen Anschlag wird einer der Arme der Zwölfjährigen zerfetzt, ihr Gesicht verbrannt. Eine Streife der Bundespolizei erwischte John zufällig als er am Berliner Ostbahnhof herumlungerte.

Berlin. Ganz unspektakulär endete am Sonnabendabend eine der größten Polizeifahndungen in Berlin: Der mutmaßliche Bombenleger Peter John konnte nach elf Tagen festgenommen werden. "Kommissar Zufall" hatte schließlich bei der fieberhaften Suche geholfen. Einer Streife der Bundespolizei fiel der Mann am Berliner Ostbahnhof in Friedrichshain auf, weil er bei den Schließfächern herumlungerte. John, der für einen Sprengstoffanschlag im Stadtteil Rudow verantwortlich war, leistete bei seiner Festnahme keinen Widerstand. Bei dem schrecklichen Attentat war seine zwölfjährige Nichte Charlyn lebensgefährlich verletzt worden. Wenig später fand die Polizei einen weiteren Sprengsatz unter einem Altkleider-Container in der Heinrich- Heine-Straße in Mitte. Er konnte entschärft werden.

John sei um 19.10 Uhr im Bereich der Gepäckschließfächer am Ostbahnhof einer Streife aufgefallen, kontrolliert und dann festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei am Sonntag. "Grundsätzlich konnte man ja nicht ausschließen, dass sich John noch in Berlin aufhält", fügte er hinzu. Deshalb habe es an den Bahnhöfen verstärkt Kontrollen gegeben.

John hatte demnach eine Tasche bei sich, in der aber nichts Verdächtiges gefunden wurde. Sicherheitshalber forderten die Beamten Spürhunde an, die den Schließfachbereich am Ostbahnhof nach Sprengstoff durchsuchten. Kurzzeitig musste der Bereich abgesperrt werden, wie der Sprecher sagte. Nach der Festnahme wurde John in eine Arrestzelle am Ostbahnhof gebracht und später zu weiteren Vernehmungen zur zuständigen Mordkommission in die Keithstraße gebracht. Es war befürchtet worden, dass John einen weiteren Sprengsatz mit sich führen und diesen dann zünden könnte.

Wie die "Berliner Morgenpost" (Sonntag) berichtete, hatte die Polizei bereits am Samstagnachmittag einen Bekannten Johns festgenommen und befragt. Es habe der Verdacht bestanden, dass der Bekannte den Mann nach seiner Tat noch getroffen und ihm geholfen habe, sich zu verstecken. Bei der Sprengstoffsuche in der Heinrich- Heine-Straße in Mitte war am Samstagabend der Bereich rund um den Altkleider-Container weiträumig abgesperrt und mehrere Häuser evakuiert worden. Kriminaltechniker entfernten den verdächtigen Gegenstand mit einem Spezialwagen.

Der 32 Jahre alte Peter John, für dessen Ergreifung eine Belohnung von bis zu 10 000 Euro ausgesetzt war, steht unter dringendem Verdacht, am 26. November eine Sprengfalle in einem Briefkasten in Berlin-Rudow gelegt zu haben. Mehr als 70 Hinweise aus der Bevölkerung waren in den vergangenen Tagen bei der Polizei eingegangen. Bei der Explosion wurde seiner Nichte Charlyn der rechte Arm zerfetzt. Zudem erlitt das Mädchen schwere Brandverletzungen am Gesicht.

Der Tatverdächtige war wegen versuchten zweifachen Mordes bundesweit zur Fahndung ausgeschrieben. Die Polizei schätzte den Mann als äußerst gefährlich ein. John soll nicht nur die Sprengfalle gelegt, sondern auch versucht haben, mit einem Sprengsatz das Auto von Charlyns Vater zu zerstören. Als Anlass für die Anschläge hatte er in E-Mails an Zeitungen familiäre Streitigkeiten angegeben. John war als Pflegekind in der Familie von Charlyns Mutter aufgewachsen und fühlte sich dort offenbar schlecht behandelt.

Noch am Sonnabend ging eine neue E-Mail bei der "B.Z. am Sonntag" ein, wie das Blatt berichtete. So beschuldigte er seine Stiefschwester und deren Mann, Drahtzieher eines Einbruchs in seiner Wohnung gewesen zu sein. Das Motiv sei jedoch nicht in seiner durch die Kindheit gestörten Psyche zu suchen. Vielmehr habe die Polizei "prinzipiell nur gegen mich ermittelt", schrieb John. Es habe ihn sehr getroffen, dass das Attentat seiner Nichte Charlyn geschaden habe. Aber selbst wenn es den Vater getroffen hätte, "wäre ich nicht stolz darauf".

Zuletzt hatte die Polizei am Mittwoch in Lichtenberg Lichtenberg einen Auto-Anhänger Johns entdeckt und darin Material für den Bau von Sprengsätzen gefunden. Johns Auto war bereits am vorigen Wochenende in Berlin-Friedrichshain entdeckt worden.