Ein Notfall im Kongo, und weit und breit kein Arzt der fachlich kompetent ist, zu helfen. Der britische Chirurg David Nott (52) löste das Problem auf ungewöhnliche Weise. Er glich seine Wissenslücken per SMS-Anweisung aus London aus.

London. Der Arzt hat im Kongo eine lebensrettende Amputation an einem 16 Jahre alten Kriegsopfer ausgeführt. Nott arbeitete für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Rutshuru im Osten des zentralafrikanischen Landes. Der Arm des Jungen war halb abgerissen und musste dringend operiert werden. Der Patient drohte zu verbluten. Weil der Arzt die komplizierte Operation noch nie selbst ausgeführt hatte, erinnerte er sich an einen Kollegen in einem Londoner Krankenhaus und dieser stand sofort bereit: "Ich habe ihm SMS geschickt und er hat mir die Anweisungen Schritt für Schritt zurückgeschickt", erzählte Nott.

Ohne die Operation, bei der das Schlüsselbein und das Schulterblatt entfernt werden mussten, wäre der Junge vermutlich umgekommen. "Er lag im Sterben. Er hatte zwei oder drei Tage zu leben", sagte Gefäß-Chirurg Nott. "Ich habe lange und hart darüber nachgedacht, ob es richtig war, den Jungen mitten in den Kämpfen nur mit einem Arm zu lassen. Aber anders wäre er wohl gestorben, und ich atmete tief durch und bin Buchstabe für Buchstabe den Anweisungen gefolgt."

In Europa sind für Eingriffe dieser Art modernste medizinische Hilfsgeräte zur Hand. Im Kongo jedoch, der von Kriegen und Konflikten geprägt ist, musste Nott mit ein wenig Ersatzblut und sehr dürftigen Vorrichtungen auskommen. Trotz der Hindernisse verlief die Operation erfolgreich, der Junge habe sich vollkommen erholt. "Es war Glück, dass ich gerade da war. Ich denke, jemand, der kein Gefäß-Chirurg ist, hätte nicht mit den ganzen Blutgefäßen umgehen können", sagte Nott.