Am 2. Januar 2006 stürzte die Eishalle in Bad Reichenhall ein und begrub 15 Menschen unter sich. Jetzt wurden die Urteile verkünde: Der Konstrukteur bekommt eine Bewährungsstrafe, der Architekt und der Gutachter wurden freigesprochen. Hier geht's zur Bildergalerie.

Traunstein. "Wie soll ich das meinem Sohn erklären? Ein Mann wird wegen des Todes der Mama verurteilt, zwei andere kommen davon, als wäre nichts geschehen?", fragt Franz Zauner (41) sichtlich erschüttert, als er das Landgericht Traunstein verlässt.

"Ich habe Angst davor, jetzt zurück nach Hause zu gehen." Ein Zuhause, in dem er seit fast drei Jahren seinen heute zehn Jahre alten Sohn allein aufziehen muss, weil seine Frau in den Trümmern der Eishalle von Bad Reichenhall erschlagen wurde. Wie bei anderen Angehörigen bebt bei Zauner die Wut über den Ausgang des Prozesses um das Unglück vom 2. Januar 2006.

"Im Namen des Volkes" verkündete der Vorsitzende Richter Karl Niedermeier die Urteile: eineinhalb Jahre Haft auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung für Walter G. (68), den Konstrukteur des Hallendaches, und Freisprüche für die beiden anderen Angeklagten: Gutachter Rüdiger S. (55) und Architekt Rolf R. (64) - aus Mangel an Beweisen. Dabei waren sich die Gutachter einig: Versäumnisse, Schlamperei und Pfusch hatten zum Einsturz der Eissporthalle geführt, bei dem zwölf Kinder und Jugendliche sowie drei Mütter starben. Doch das Gericht kam zu der Überzeugung, dass lediglich Walter G. drei entscheidende Fehler gemacht hat: eine falsche statische Berechnung, die Überschreitung der Höhenbegrenzung für die Dachbalken um mehr als das Doppelte und mangelnde Beaufsichtigung der Baufirmen.

Nebenkläger Robert Schromm, der bei dem Unglück seine Frau verlor und dessen Tochter Ricarda schwer verletzt wurde, sagt unter Tränen, was viele denken: "Es saßen die Falschen auf der Anklagebank. Ausgerechnet Walter G., der Einzige der im Prozess Reue zeigte, musste als Bauernopfer herhalten." Viele Mütter und Väter hat der Prozess an den Rand ihrer seelischen Belastbarkeit gebracht. Die meisten sind enttäuscht. Robert Schmidbauer (42), der zwei Töchter verlor: "Das Urteil ist ein Schlag ins Gesicht.. Es haben so viele Leute gepfuscht und nur einer wird verurteilt. Die Stadtverantwortlichen haben doch auch Fehler gemacht." Beide Seiten kündigten Revision an.