Vor 16 Monaten wurde er Vater einer nicht ehelichen Tochter. Seine Frau und seine erwachsenen Kinder haben ihm verziehen.

Berlin. Es gibt Bekenntnisse, die in ihrer Schlichtheit einfach umwerfend sind. So ein Bekenntnis hat Horst Seehofer gestern abgelegt, kurz bevor er zum neuen Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern gewählt wurde. "Das ist", hat er gesagt, "der größte Moment in meinem Leben." Und wer seine Aufregung und sein Strahlen sah, hat es dem 59-Jährigen gegönnt.

Später sah man Horst Seehofer auf der Besuchertribüne des Bayerischen Landtags sitzen. Zu seiner Rechten hatte ein Freund Platz genommen - der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück -, links Ehefrau Karin mit den beiden Kindern Susanne und Andreas. Die Freude schien ungetrübt. Honi soit qui mal y pense - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Auf die einst scheinbar unverfängliche Frage, was er denn seiner Frau verdanke, hat Horst Seehofer im Sommer 2006 geantwortet: "Dass sie seit 25 Jahren eine wunderbare Mutter und verständnisvolle Ehefrau ist." Damals, als er die Abgesandten einer Illustrierten in seinem Sommerhaus im Altmühltal empfing, sich dort mit Frau und Töchtern fotografieren ließ und die Idylle mit den Worten anpries: "Hier entspanne ich mich im Kreis meiner Lieben vom Politikalltag, hier tanke ich Kraft für die nächsten Regierungsjahre!" Wenig später kam heraus, dass er in Berlin seit Langem mit einer jungen Rechtsanwältin zusammenlebte, die im Juni 2007 ein kleines Mädchen zur Welt brachte. Die meisten haben Seehofer damals für einen Heuchler gehalten. Andere haben gedacht: Vielleicht ist er ein Dummkopf, der glaubt, dass er sich ein Doppelleben leisten kann, weil die anderen schon Anstand genug haben werden, die Sache nicht publik zu machen! Dass die Affäre (von der CSU!) "durchgestochen" wurde, wie man im Politjargon zu sagen pflegt, hat Horst Seehofer damals den Posten des Parteivorsitzenden gekostet. Stattdessen stieg Erwin Huber zum Nachfolger von Edmund Stoiber auf. Seehofer, so schien es, konnte zwar in Berlin Minister bleiben, war im katholischen Bayern aber endgültig weg vom Fenster. Dass sie den Hallodri jetzt wieder brauchen - als Parteivorsitzenden und sogar als Ministerpräsidenten -, hat manchen in der CSU ganz schön mit den Zähnen knirschen lassen.

Seehofer selbst hält den Ball inzwischen zwar deutlich flacher - keine Ingolstädter Familienfotos mehr auf seiner Website seit der Geburt seiner Berliner Tochter -, klopft aber inzwischen schon wieder Sprüche nach dem Muster: Wer Politik auf hohem Niveau mache, brauche "von der Familie den Rücken frei".

Als "kühle Zweckgemeinschaft" hat die im Allgemeinen nicht zu Klatschgeschichten neigende "Süddeutsche Zeitung" die Ehe der Seehofers in diesen Tagen beschrieben. Der demonstrative Auftritt im Maximilianeum, bei dem sich Karin Seehofer auch noch von ihren Kindern begleiten ließ, ist weder ein Beweis für neue Harmonie noch für altes häusliches Unglück. Er zeigt im Prinzip nur eins: dass Karin Seehofer fest entschlossen ist, die Rolle der First Lady zu spielen.