Genau 13 Jahre nach seinem Freispruch vom Vorwurf des Doppelmordes ist der frühere US-Football-Star O.J. Simpson (61) wegen eines Raubüberfalls in allen zwölf Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Jetzt droht Simpson lebenslange Haft.

Die Geschworenen in dem Prozess in Las Vegas verkündeten ihre Entscheidung nach 13-stündigen Beratungen. Das Strafmaß soll am 5. Dezember verkündet werden, sein Anwalt kündigte Rechtsmittel an.

Zusammen mit fünf Bekannten drang Simpson im September vergangenen Jahres in ein Hotelzimmer ein und bedrohte zwei Sammler, die mit Fan-Artikeln aus der Zeit seiner Football-Karriere handelten. Die Gruppe erzwang die Herausgabe der Gegenstände. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft waren zwei der Männer bewaffnet, einer von ihnen sagte aus, Simpson habe ihn aufgefordert, eine Waffe mitzubringen. Die Geschworenen sprachen Simpson wegen Menschenraubs, Raubüberfalls und in zehn weiteren Anklagepunkten schuldig.

Auch ein Mitangeklagter, der 54-jährige Clarence "C.J." Stewart, wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Beide wurden nach dem Schuldspruch am Freitag in Gewahrsam genommen, eine Freilassung gegen Kaution lehnte Richterin Jackie Glass ab. Auch Stewarts Anwalt kündigte an, Rechtsmittel einlegen zu wollen.

Simpson hat stets erklärt, bei dem Vorfall habe es sich nicht um einen Raubüberfall gehandelt. Vielmehr sei es ein Versuch gewesen, Erinnerungsstücke wieder in seinen Besitz zu bekommen, die ihm gestohlen worden seien. Er habe niemanden aufgefordert, eine Waffe mitzubringen, und habe auch keine Waffen gesehen. Die Staatsanwaltschaft erklärte, wem die Gegenstände gehörten, sei irrelevant. Es sei in jedem Fall strafbar, sich Dinge mit Gewalt anzueignen. Und wenn sechs körperlich stattliche Personen zwei Opfer unter Androhung von Waffengewalt in einem Raum festhielten, sei das Menschenraub.

Simpson nahm den Schuldspruch mit einem tiefen Seufzer auf. Seine im Gerichtssaal anwesende Schwester Carmelita Durio brach nach Ende des Prozesses zusammen. Simpsons Anwalt Yale Galanter sagte am Samstag, die Geschworenen hätten eine Art Wiedergutmachung für den Freispruch wegen Mordes von vor 13 Jahren auf der Tagesordnung gehabt. "Das war einfach Rache."

1995 war Simpson in einem aufsehenerregenden Strafprozess vom Vorwurf des Doppelmordes an seiner Exfrau Nicole Brown Simpson und deren Freund Ron Goldman freigesprochen worden. In einem Zivilprozess wurde er später jedoch für schuldig befunden und zu einer Entschädigungszahlung von 33,5 Millionen Dollar verurteilt.

Die Familie Goldmans begrüßte den Schuldspruch vom Freitag. Sie habe sich seit Jahren darum bemüht, die Entschädigungszahlung einzutreiben. Dies habe Simpson dazu getrieben, sich die Erinnerungsstücke wieder aneignen zu wollen, "bevor wir das Zeug beschlagnahmen konnten", sagte ein Anwalt der Familie.