Touristen in Sicherheit gebracht, Flüge verschoben. Florida Keys evakuiert. Schon 61 Tote in Haiti. Diakonie ruft zu Spenden auf.

Havanna. Die Karibik kommt nicht zur Ruhe. Ein Hurrikan nach dem anderen reißt vor allem in Haiti immer mehr Menschen in den Tod. Jetzt ist "Ike" zu einer Bedrohung für den gesamten Inselstaat Kuba geworden. Heute gegen 20 Uhr (MESZ) soll "Ike", der vierte schwere Tropensturm in Folge, auf die Hauptstadt Havanna (2,2 Millionen Einwohner) treffen.

Der Hurrikan hat auch die Pläne deutscher Kuba-Touristen durchkreuzt. Die für heute geplanten Flüge von Berlin und Frankfurt nach Varadero mit den Nummern DE 2188 und LT 1612 wurden auf morgen verschoben.

"Ike" hatte den Osten Kubas schon in der Nacht zu Montag mit Windgeschwindigkeiten von

200 km/h erreicht und sich dann leicht abgeschwächt. Obwohl auf der Insel rund eine Million Menschen in Sicherheit gebracht wurden, kommt der Tourismus noch nicht zum Erliegen: Gestern startete eine Urlaubermaschine von Frankfurt nach Havanna - und ein generelles Angebot, Kuba-Reisen zu stornieren oder umzubuchen, machten die führenden deutschen Reiseveranstalter bisher nicht.

Umbuchungen und Stornierungen seien im Moment kein Thema, hieß es bei der TUI und bei Thomas Cook Deutschland (Neckermann, Thomas Cook Reisen) in Oberursel (Hessen). Bei Dertour und Meier's Weltreisen hieß es, dass bei Abflügen bis einschließlich morgen im Einzelfall umgebucht oder storniert werden könne. Auch bei der Rewe-Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) soll nach "individuellen Lösungen gesucht werden", wenn kurzfristig die Änderung einer Kuba-Reise gewünscht werde, sagt eine Firmensprecherin.

Auf Kuba machen derzeit mehrere Tausend Deutsche Urlaub, davon allein 200 mit der Rewe-Pauschaltouristik, knapp 940 mit Thomas Cook Deutschland sowie etwa 750 mit der TUI inklusive ihrer Marken 1-2-Fly und Airtours. Einige Gäste mussten schon ihr Quartier wechseln und seien "in hurrikansicheren Unterkünften" untergebracht worden, erklärten Sprecherinnen von TUI, Thomas Cook und den Rewe-Pauschalmarken. Unter anderem sei die Anreise nach Cayo Santa Maria derzeit nicht möglich, sagte Nina Kreke von Thomas Cook. Rundreisen seien jedoch nicht von Einschränkungen betroffen. Die TUI dagegen hat alle Kuba-Rundreisen bis auf Weiteres gestoppt und lässt ihre Gäste in den Hotels, in denen sie zuletzt übernachteten, auf das Sturm-Ende warten. Auswirkungen auf den Tourismus hatte "Ike" auch auf den Florida Keys. Die Inselgruppe im Süden des US-Bundesstaates wurde gestern in weiten Teilen evakuiert. Nach Angaben von Visit Florida mussten auch 15 000 Touristen die Keys räumen. Für Florida-Urlauber gibt es eine Hotline unter der Rufnummer 001/800/771 53 97 (Visit-Florida-Büro). "Ike" ist nach "Fay", "Gustav" und "Hanna" der vierte Hurrikan, der seit Mitte August durch die Karibik zieht. Am schlimmsten trafen die Stürme bisher Haiti und Kuba, wo Häuser unbewohnbar gemacht, Tabakfelder, Bananenplantagen und Stromleitungen zerstört wurden. "Gustav" hatte vor allem im Süden Haitis gewütet, "Hanna" im Norden. Mehr als 300 Menschen sind ertrunken, allein 61 Einwohner fielen jetzt Ausläufern von "Ike" zum Opfer, fast alle in einem einzigen überfluteten Dorf. Die Landwirtschaft brach in weiten Teilen Haitis zusammen. Behörden und internationale Helfer versuchen, die Versorgung mit dem Nötigsten sicherzustellen, obwohl viele Brücken zerstört sind. Michael Kühn, der Chef der Welthungerhilfe in Haiti: "Das wird noch zu einem großen Problem werden."

Auf kurzfristig gebuchte Reisen in die Region wirken sich die Stürme aber offenbar nur bedingt aus: Der Last-Minute-Marktführer L'tur in Baden-Baden verzeichnete in den vergangenen vier Wochen bei Florida-Reisen ein Buchungsplus von 40 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2007. Auch Last-Minute-Urlaub in der Dominikanischen Republik wurde häufiger gebucht (plus fünf Prozent).


Spendenkonto für Haiti: Diakonie Katastrophenhilfe, Kennwort "Sturmhilfe Karibik", Kontonummer 78 78 6, Bankleitzahl 210 602 37, Ev. Darlehnsgenossenschaft Kiel