Der hohe Ölpreis wird in Deutschland nicht dazu führen, dass Fluggesellschaften auf Kosten der Sicherheit Treibstoff sparen.

Frankfurt/Main. Der hohe Ölpreis wird in Deutschland nicht dazu führen, dass Fluggesellschaften auf Kosten der Sicherheit Treibstoff sparen. Das sagte Markus Kirschneck, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit. Ihm sei kein Fall bekannt geworden, in dem Unternehmen Druck auf die Piloten ausgeübt hätten.

Kirschneck reagierte damit auf einen Bericht des Hamburger Abendblatts, das am Montag als erste deutsche Zeitung darüber berichtet hatte, dass in den Vereinigten Staaten Piloten von US Airways von ihrem Konzern dazu gedrängt wurden, geringere Treibstoffreserven für Notfälle an Bord zu nehmen. Auf diese Weise solle das Gewicht der Maschinen verringert und damit Kerosin gespart werden. "Es entscheidet der Kapitän, wie viel Sprit er mitnimmt", sagte Kirschneck. Auch die beiden größten deutschen Fluggesellschaften Lufthansa und Air Berlin erklärten, es werde nicht auf Kosten der Sicherheit gespart. "Die Sicherheit hat oberste Priorität", sagt Lufthansa-Sprecher Peter Schneckenleitner.

Über die gesetzliche Mindestanforderung hinaus könne jeder Pilot selbst über eine zusätzliche Spritmenge entscheiden. Dabei könne die Besatzung auf ein umfangreiches Paket an Informationen zurückgreifen, wie etwa Wetter, Verkehrslage oder Winde. Lufthansa verbraucht jeden Tag im Schnitt 23,6 Millionen Liter Kerosin, die Treibstoffrechnung dürfte dieses Jahr 5,6 Milliarden Euro betragen (2007: 3,9 Milliarden). Eine Maßnahme zur Spritsenkung sei zum Beispiel eine neue Triebwerkswäsche, die 85 000 Liter am Tag spare. Täglich 4000 Liter soll das papierlose Cockpit einsparen. Größere Einsparungen wären laut Lufthansa auch möglich, wenn die europäische Luftraumüberwachung vereinheitlicht würde (Single Euopean Sky) und damit Umwege wegfielen. Dies könnte den Lufthansa-Verbrauch um 500 000 Liter am Tag senken. Durch den Wegfall von Warteschleifen, die durch unzureichende Kapazität bei den Flughäfen entstünden, könnten weitere 400 000 Liter am Tag eingespart werden.

Auch Air Berlin arbeite mit einem ausgeklügelten Programm, das für jeden Flug die erforderliche Kerosinmenge berechne, sagte Sprecherin Alexandra Müller. Das letzte Wort habe aber immer der Flugkapitän. Um Treibstoff zu sparen, werde bei Air Berlin, "so weit möglich", auch langsamer geflogen. Das sei schon seit Längerem eine Sparvariante, die sich jedoch nicht beliebig ausdehnen lasse.

Zu den Sicherheitsstandards im Luftverkehr gehört es, dass Flugzeuge mehr Treibstoff tanken, als für ihre Flugstrecke benötigt wird. Mit den Reserven sind die Maschinen in der Lage, notfalls auch größere Umwege oder Warteschleifen fliegen zu können.