“Die“, sagt er und deutet mit dem Finger auf die beiden Angeklagten, und “der da“ habe sich in der U-Bahn eine Zigarette angezündet.

München. "Die", sagt er und deutet mit dem Finger auf die beiden Angeklagten, und "der da" habe sich in der U-Bahn eine Zigarette angezündet. Vor einem halben Jahr, kurz vor Weihnachten haben die beiden jungen Männer den pensionierten Schulleiter mit Tritten und Schlägen lebensgefährlich verletzt, weil er sie auf das Rauchverbot in der U-Bahn hinwies. Bruno Hubertus N. (76), der auf dem Heimweg von einer Weihnachtsfeier war, erlitt einen dreifachen Schädelbruch und eine Blutung im Gehirn.

Gestern trafen Täter und Opfer erstmals vor Gericht aufeinander. In dem Prozess müssen sich der zur Tatzeit 20 Jahre alte vorbestrafte Türke Serkan A. und der damals 17 Jahre alte Grieche Spyridon L. wegen versuchten Mordes verantworten. "Ich möchte mich hier noch mal entschuldigen", wendet sich der Grieche an den Mann. Auch der Türke erneuert seine Entschuldigung: "Ich hoffe, Sie erholen sich wieder gut." Doch das Opfer nimmt nicht an. "Ich habe es gehört - aber wo ist mein Fotoapparat?" Nach dem Überfall hatten die beiden den Rucksack des Opfers mitgenommen und später weggeworfen. Der Rucksack wurde gefunden, die Kamera und ein Adressheft nicht. Die Kamera, das ist deutlich, war dem Senior wichtig: "Da sind nämlich die ganzen Weihnachtsfotos drin."

Der ehemalige Lehrer leidet noch immer an den Folgen des Überfalls. "Wenn ich aus dem Liegen aufstehen will, fängt die Welt an zu tanzen." Auch das Lesen und das Schreiben, das ihm immer so viel bedeutete, koste ihn viel Kraft. Das liege daran, "dass die meinen Kopf mit einem Fußball verwechselt haben". Absolute Stille herrscht, als noch einmal die Aufzeichnung der Überwachungskamera gezeigt wird. In Zeitlupe werden die Bilder der 13 Sekunden gezeigt, die das Opfer das Leben hätten kosten können: Der Türke läuft ihm nach, stößt ihn von hinten nieder. Sieben bis achtmal schlägt der Grieche mit den Fäusten auf den am Boden liegenden Mann ein, der Türke tritt einmal zu. Dann folgen Tritte des Griechen, für den letzten nimmt er Anlauf. Als er in der Klinik über seine Verletzungen aufgeklärt wurde, habe er gewusst: "Ich habe sehr viel Glück gehabt." Er sei froh über das Video, sagt Bruno Hubertus N. "So habe ich einen Zeugen, der unbestechlich ist."