Nach dem tragischen Tod der deutschen Urlauberin Heike W. (50) aus Rotenburg (Wümme) vor einem dänischen Krankenhaus im Nordseebad Ringkøbing hat die Klinikleitung gestern eine Untersuchung des Falls angekündigt.

Kopenhagen. Nach dem tragischen Tod der deutschen Urlauberin Heike W. (50) aus Rotenburg (Wümme) vor einem dänischen Krankenhaus im Nordseebad Ringkøbing hat die Klinikleitung gestern eine Untersuchung des Falls angekündigt. 75 Minuten hatte Ehemann Andreas W., wie berichtet, vergeblich versucht, Hilfe für seine unter Atemnot leidende Frau zu holen. Als endlich eine Krankenschwester mit zum Auto kam, war die Frau tot.

Die Reaktion des Klinikpersonals war offenbar keine Einzelfall. Viele Leserbriefe erreichten gestern das Hamburger Abendblatt, in denen Betroffene ähnliche Erfahrungen machten (siehe auch Seite 6).

So schilderte die Hamburgerin Catharina Dobel einen Vorfall vom vergangenen Sommer. Ihr Freund war in einen rostigen Nagel getreten. Er musste im Krankenhaus von Ringkøbing zwei Stunden warten, bis schließlich eine herbeigerufene Ärztin mit dem Auto kam. Dobel: "Für einen Notfall ist das eine sehr lange Wartezeit." Die Wunde habe sich später entzündet. "Vielleicht wäre das nicht passiert wenn ein Arzt vor Ort gewesen wäre."

Peter Stegelmann aus Hamburg: "Ich bekam abends eine Nierenkolik und meine Frau hat mich zur Klinik in Ringkøbing gefahren. Auch wir wurden um die Ecke zum Telefon geschickt. Nach stundenlangem Wandern auf dem Parkplatz kam ein Arzt, der mir eine schmerzstillende Spritze gab. Die war aber so heftig, dass ich vor dem Ferienhaus aus dem Auto fiel."

Dr. Christoph Runge, Kinder- und Jugendarzt in Altona: "Es handelte sich hier eben nicht um einen tragischen Unfall. Das dänische System ist schon derartig 'reformiert' worden, dass man Ärzte nur über viele Hürden erreichen kann."