London. "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist das coolste Girl im ganzen Land?" Natürlich das Mädchen, das sich am häufigsten unters Skalpell des Schönheitschirurgen legt und brav ihre Diätpillen schluckt: Ein neues Internet-Spiel sorgt für Wirbel und Empörung in England. Britische Mädchen sind verrückt nach der "Miss Bimbo"-Seite, in dem es darum geht, sein virtuelles anderes Ich zur "coolsten, reichsten und berühmtesten Tussi (engl. bimbo) der Welt" zu machen. Schönheitswahn in neuer Dimension.

Eltern und Gesundheitsexperten protestieren, dass die Webseite gefährliche Botschaften für vorpubertäre Kinder sendet. Seit dem Launch hat die Seite www. missbimbo.com im Internet, deren Zielgruppe Mädchen zwischen neun und 16 Jahren ist, mehr als 300 000 Mitglieder angelockt. Die Spieler schicken ihre perfekt gebastelten Internet-puppen zu Schönheitswettbewerben, damit sie von dem Preisgeld Dessous kaufen und in Nachtklubs gehen können. Permanent muss auf Gewicht, Garderobe und Geld geachtet werden - die virtuelle Figur kann durch Pillen schlank gehalten werden und durch eine Brustvergrößerung die Chance erhöhen, sich einen Millionärslover zu angeln.

"Dies ist genau so tödlich wie pro-anorexia-Webseiten, kritisiert Dee Dawson, Leiterin einer Klinik für Mädchen mit Essstörungen. "Viele Kinder werden sich in den extrem schädigenden Botschaften verheddern." Erfinder der Seite, die in Frankreich bereits 1,2 Millionen Mitglieder hat und auch dort heftig kritisiert wird, ist der in London lebende Franzose Nicholas Jaquard (32). "Das Spiel spiegelt auf ironische Art das wahre Leben wider", verteidigt er sich. Es übe keinen schlechten Einfluss aus. "Wenn sie zu viel Schokolade essen, ist dies schlecht für die Körper ihrer Spielfigur und deren Glückseligkeitspegel. Geben sie ihr Obst und Gemüse, ist sie zufrieden - wir unterstützen gesunde Ernährung." Die Registrierung für "Miss Bimbo" ist kostenlos, die Seite finanziert sich, indem für rund zwei Euro per SMS "Bimbo-Dollar" gekauft werden können, mit denen im Spiel bezahlt wird.