Sie ist die Frau ohne Gesicht. Sie soll eine Polizistin in Heilbronn erschossen und zwei weitere Morde begangen haben.

Saarbrücken. Die Polizei rückt ihr immer näher. Die mysteriöse mutmaßliche Polizistenmörderin von Heilbronn hat neue Spuren hinterlassen. Beamte entdeckten nach einem Einbruch in Saarbrücken Gen-Material der Unbekannten.

Die DNA der Frau, die in den vergangenen 15 Jahren auch an schweren Verbrechen im In- und Ausland beteiligt gewesen sein soll, wurde an einem Stein gesichert. "Damit war im Oktober 2006 bei einem Einbruch eine Terrassentür zertrümmert worden", sagte ein Polizeisprecher. Bei dem Einbruch in dem Wohn- und Geschäftshaus im Saarbrücker Stadtteil Burbach sei nichts gestohlen worden. Die Kripo: "Wir haben diese DNA-Spur der unbekannten weiblichen Person nunmehr bei insgesamt 30 Straftaten im In- und Ausland gesichert."

Die Frau ohne Gesicht steht im Verdacht, an dem Mord an der 22 Jahre alten Polizistin Michelle K. in Heilbronn im April 2007 beteiligt gewesen zu sein. Dabei wurde ein weiterer Polizist schwer verletzt. Zuletzt waren die Ermittler im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod von drei Georgiern, die im Januar bei Heppenheim (Hessen) ermordet worden waren, auf eine Gen-Spur der "Phantom-Täterin" gestoßen.

Die Spur wurde im Wagen eines V-Mannes des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz entdeckt. Der V-Mann steht - wie auch ein mutmaßlicher Islamist - im Verdacht, Ende Januar die Georgier Spartak Aruschanow (39), Pavle Egadze (48) und Giogi Gabroschwili (28) getötet zu haben. Wie und wann die Spur der Frau in seinen Wagen kam, ist bislang nicht geklärt. Eine DNA-Spur der Frau am Dienstfahrzeug der beiden Polizisten in Heilbronn offenbarte schnell Querverbindungen zu zwei Dutzend Verbrechen europaweit. Darunter Morde in Idar-Ober stein 1993 und 2001 in Freiburg. Die Ermittler stehen immer noch vor einem Rätsel. Auch ein Massen-Gentest der Heilbronner Polizei, bei dem Speichelproben von 800 Frauen überprüft werden sollten, die bei Einbruchs- und Gewaltdelikten in Erscheinung getreten sind, blieb ohne ein greifbares Ergebnis. "Wir haben einfach kein Gesicht zu der Frau", sagt Kriminalhauptkommissar Klaus Appel von der Polizeiinspektion Idar-Oberstein.

Einer der Jäger des Phantoms ist seit sieben Jahren Kriminalhauptkommissar Bruno Bösch (53) von der Abteilung Schwerverbrechensbekämpfung der Kripo Freiburg. "Die Frau hat genetische Spuren in Deutschland, Frankreich und Österreich hinterlassen, eine gute Spuren-Hinterlasserin", sagt er. 60 000 Kilometer ist er bereits durch Europa gereist, hat Zeugen befragt,. sich mit Sonderkommissionen beraten. Ohne Erfolg.

Jetzt gibt es auch 13 Phantom-Spuren in Österreich. In Linz schnappte die Polizei zwei Einbrecher, die mit dem Phantom unterwegs gewesen sein müssen. Bruno Bösch: "Ich bin in Linz gewesen, habe mich informiert. Es gibt 100 000 Euro Belohnung, doch die beiden Komplizen schweigen eisern."

In Österreich macht in Ermittlerkreisen die "Transsexuellen-Theorie" die Runde, weil nebst den Spuren des weiblichen Phantoms auch männliche Spuren entdeckt wurden. Bösch: "Es steht aber ganz klar fest, dass es sich um eine Frau handelt." Von ihr kennt er den genetischen elfstelligen Zahlencode auswendig. Normalerweise ist das eine sichere Sache. "Es ist wie verhext, wir sind so nah dran und doch so weit weg."