“Bestie von Jersey“ kam als Weihnachtsmann ins Heim. Polizei vermutet ein Massengrab in zugemauertem Keller.

London. Eingesperrt, gequält, vergewaltigt: Der Skandal um den jahrzehntelangen Missbrauch von Kindern in dem Waisenhaus Haut de la Garenne auf der Kanalinsel Jersey weitet sich aus. Während Spezialeinheiten einen mit Bauschutt aufgefüllten und zugemauerten Keller untersuchen, in dem bis zu sechs Kinderleichen vermutet werden, stellte sich heraus, dass ein Pädophiler mit dem Spitznamen "Die Bestie von Jersey" das Heim früher regelmäßig besucht hatte.

Elf Jahre lang versetzte Edward Paisnel die Kanalinsel in Angst und Schrecken, überfiel versteckt hinter einer Gummimaske mit gnadenloser Grausamkeit Frauen und Kinder. Auch seine Stippvisiten im Kinderheim Haut de la Garenne in den 60er- Jahren - oft im Weihnachtsmannkostüm - wurden in einem von seiner Frau geschriebenen Buch enthüllt, nachdem Paisnel zu 30 Jahren Gefängnis wegen Körperverletzung und Vergewaltigung in 13 anderen Fällen verurteilt worden war. Der Pädophile, den die Kinder "Onkel Ted" nennen mussten, starb 1994.

Nachdem am Wochenende ein einbetoniertes Kinderskelett in dem Heim entdeckt wurde, untersucht die Polizei nun sechs weitere Stellen, an denen Spürhunde angeschlagen hatten, unter anderem über einem Keller, in dem Kinder als Strafe eingesperrt wurden. Laut Polizei ist nicht bekannt, wann der Keller zugeschüttet wurde. Jerseys ehemaliger Gesundheitsminister Stuart Syvet glaubt, dass der am Sonnabend entdeckte Schädel 2003 schon bei der Renovierung des Gebäudes gefunden, aber erneut versteckt wurde. Syvet war im vergangenen November als Minister entlassen worden, nachdem er die Regierung der Kanalinsel beschuldigt hatte, den Kindesmissbrauch vertuscht zu haben. Syvet: "Der Missbrauch mag Jahrzehnte zurückliegen, aber die Vertuschung passierte erst vor Kurzem." Seit Entdeckung der Gebeine haben zehn weitere Opfer die Polizei kontaktiert - insgesamt sind es nun schon mehr als 150, die von "systematischem körperlichen und sexuellen Missbrauch" berichten. Ein Mann, der in den 60ern mehrere Jahre in dem Heim lebte, erzählte, wie sein damals 14 Jahre alter bester Freund Michael Collins aus dem Heim floh und später erhängt an einem Baum gefunden wurde. "Sowohl Angestellte als auch die älteren Jungen waren gewalttätig. Ich erinnere mich an zwei Fälle, in denen Jungen verschwanden und dann behauptet wurde, sie seien "nach Hause" zurückgekehrt. "Jetzt muss man sich fragen, ob das wahr ist."

Grausiger Fund auch in Italien. Feuerwehrleute, die einen beim Spielen verunglückten Jungen (11) aus einer Grube in Apulien befreiten, entdeckten die Leichen zweier Brüder (11 und 13), die seit 2006 als vermisst galten - Mord nicht ausgeschlossen. Bereits im November war ihr Vater festgenommen worden.