Höchste Sicherheitsstufe für Johannes Heesters: Unter dem Schutz von Polizei und Wachdiensten tritt der 104-jährige Operettensänger am Sonnabend zum ersten Mal seit 44 Jahren wieder in seiner niederländischen Heimat auf.

Den Haag. Wegen seiner umstrittenen Karriere im nationalsozialistischen Deutschland wurde er dort bislang boykottiert. Linke Gruppen haben Protestaktionen angekündigt.

"Ich habe schon ein komisches Gefühl", sagte Heesters. "Aber ich freue mich sehr auf Holland." Nachdem er sich am Neujahrsmorgen bei einem Sturz mehrere Rippen gebrochen hatte, gehe es ihm jetzt wieder gut. Im Theater "De Flint" in seiner Geburtsstadt Amersfoort will "Jopie" eine Probe seines Könnens geben.

Ehefrau Simone Rethel (58) moderiert den Abend. Theaterdirektor Pieter Erkelens hat Verständnis für Kritik an dem Sänger, hält die Proteste jedoch für "ein bisschen übertrieben". "Es gibt keinen Beleg dafür, dass Heesters etwas völlig falsch gemacht hat. Er ist niemals wegen strafbarer Dinge verurteilt worden." So sehen es auch seine Fans. Das Konzert ist schon lange ausverkauft.

Nachdem Heesters als Operettentenor in den Niederlanden alles erreicht hatte, setzte er seine Karriere 1935 in Deutschland fort. Er blieb dort auch, als seine Landsleute unter der deutschen Besatzung litten, und wurde zum Lieblingssänger führender Nazis. Er selbst beteuerte wiederholt, niemals mit den Nazis sympathisiert zu haben.

Das "Aktionskomitee Heesters Raus" hat zu einer Mahnwache mit Fackeln vor dem Theater in Amersfoort aufgerufen. Einzelne wollen sich in Kleidung von KZ-Häftlingen unters Publikum mischen - eine Anspielung auf Heesters' Besuch im Konzentrationslager Dachau 1941.