Sänger zieht von Freund zu Freund und kann kaum noch seine Schulden bezahlen. Letzte Rettung Jackson-Five?

London. Der schmächtige Mann, der mit Freunden beim Italiener "Aldos" in Wyckhoff, New Jersey, sitzt, verteidigt seinen Status als globaler Superstar. "Ich weiß, es sieht so aus, als sei ich nicht mehr berühmt. Aber wenn ich Aufmerksamkeit wollte, könnte ich sie haben", sagt er und gestikuliert einem Bodyguard, ihm sein Handy zu reichen. "Ein Anruf, und die Paparazzi wären überall."

"Nein, nein, Michael", wehrt einer der Männer ab. "Wir glauben dir ja." Die Person in dem vorstädtischen Lokal war kein Geringerer als Michael Jackson (49) - der Mann, der vor 25 Jahren mit seinem Album "Thriller" die Welt eroberte und einst als größtes Pop-Talent unserer Zeit galt. Anstatt die Früchte seiner Arbeit zu genießen, ist Jackson heute hoch verschuldet. Seit dem Kindesmissbrauchs-Prozess, der im Mai 2005 mit einem Freispruch endete, hat der einstige Superstar weder Plattenvertrag, Karriere noch ein Zuhause. Seit zwei Jahren zieht er mit seinen Kindern Prince (10), Paris (9) und Prince II. (5, Spitzname Blanket) von einem Land zum nächsten. Direkt nach Prozessende floh Jackson erst nach Bahrain, wo er ein Jahr auf Kosten von Prinz Abdullah lebte. Dann verbrachte er neun Monate in Japan, England und Irland, wo er bei dem Tänzer Michael Flatley zu Gast war - ganz zu schweigen von seiner Zeit in einer Dachkammer in Hamburg-Niendorf. Doch sein letzter Zwischenstopp ist der wohl überraschendste: Im Spätsommer klopfte Jackson bei seinen alten Freunden Dominic und Connie Cascio, Restaurateure in Franklin Lakes, New Jersey, an. Sie hatten Jackson seit 2005 nicht gesehen und freuten sich, als Michael fragte, ob er eine Weile bei ihnen abhängen könne. Am nächsten Tag stand er wie ein Landstreicher mit seinen Kindern und einem Haufen Koffer vor der Tür. Für Michael ist das Leben ein großes Abenteuerspiel. Er ist wie ein Kind ohne jegliches Verantwortungsgefühl.

Nach dem Prozess kam Jackson zu dem für ihn folgerichtigen Schluss, dass alle Probleme nichtig wirkten, wenn man sie mit dem Schicksal verglich, dem er um Haaresbreite entkommen war: einem Leben hinter Gittern. Also beschloss er, seine Freiheit zu genießen, ohne sich um Praktisches wie einen Wohnsitz oder Geld zu kümmern. Das Ergebnis: Jackson steht kurz vor dem Ruin. Er wird wegen unbezahlter Rechnungen verklagt, auch von Prinz Abdullah, der dem Sänger fünf Millionen Euro für ein neues Album vorgestreckt hatte, das nie zustande kam. Demnächst läuft zudem ein Kredit über 22 Millionen aus, den Jackson als Hypothek auf seine schon geschlossene Neverland-Ranch in Kalifornien aufgenommen hatte. Zahlt er das Geld nicht zurück, wird die Ranch zwangsversteigert. Noch sichern letzte Ersparnisse und Tantiemen Jacksons extravaganten Lebensstil von 750 000 Euro pro Monat. Würde er seinen 50-prozentigen Anteil am Beatles-Katalog verkaufen, blieben abzüglich der Kredite bis zu 75 Millionen Euro - doch wenn der Star so veschwenderisch weiterlebt, würde er auch dieses Geld in nur acht Jahren durchbringen.

Und dann? Ein Album? Eine Tour? Jackson hasste seine letzten Jahre mit Sony so sehr, dass er geschworen hat, sich nie wieder "versklaven" zu lassen. Auch die Gerüchte um ein Jackson-Five-Comeback lässt er dementieren: Michael finde, dass er diese Phase abgeschlossen hat. Trotz seiner Nöte, versichern Freunde, sei der Sänger glücklicher denn je. Seinen Sinn für Realität scheint er jedoch verloren zu haben.