Von den vielen Schicksalen, die große Kunstwerke erleiden können - Feuer, Überflutung, Krieg -, haben wohl nur wenige mehr durchgemacht als dieses Gemälde: Es wurde mehr als 30 Jahre lang von den Insassen einer Jugendstrafanstalt als Dartscheibe benutzt und mit Pfeilen beworfen. Jetzt kam heraus: Es ist die erste und einzigartige Darstellung des Hauses von Peter Paul Rubens (1577-1640) in Antwerpen.

Das Gemälde hing in der Halle des Herrenhauses Denham Court in Buckinghamshire, das in den 50er-Jahren zu einer Strafanstalt umfunktioniert worden war. Als das Bild gerettet wurde, war es bereits durchlöchert und zerfleddert. Nach seiner erfolgreichen Restaurierung 1987 verstaubte das Gemälde zunächst im Lager des örtlichen Museums.

Seine wahre Bedeutung und der Künstler, vermutlich der flämische Maler Anton Gunther Gheringh (1620-1668), kamen erst durch Experten der National Gallery zutage, die 8000 wenig bekannte Bilder in 200 Regionalgalerien untersucht hatten. Obwohl Gheringhs Bild zwischen 1645 und 1665 datiert wurde, handelt es sich bei den drei abgebildeten Personen vermutlich um Peter Paul Rubens, seine Frau und Tochter; das Gesims war vermutlich von Rubens selbst entworfen worden. Das Haus, das heute als "Rubenshuis" eine der wichtigsten Galerien Antwerpens beherbergt, war im vergangenen Jahrhundert verfallen. Bei der Restaurierung musste auf alte Schwarz-Weiß-Zeichnungen zurückgegriffen werden, auf denen keine der Verzierungen so deutlich zu sehen war wie jetzt auf diesem Bild. Susan Foister von der Londoner National Gallery, wo das Bild ausgestellt ist: "Dieses Gemälde ist sehr aufregend: Es zeigt erstmals Rubens-Fassadengestaltung."