13-jährige Britin konkretisiert Vorwürfe gegen den Schüler aus Uelzen.

Antalya. Im Verfahren gegen den in der Türkei inhaftierten deutschen Schüler Marco W. (17) aus Uelzen hat der Anwalt der 13-jährigen Britin Charlotte den Vorwurf der versuchten Vergewaltigung konkretisiert. In seiner Vernehmung habe das Mädchen ausgesagt, es habe Zudringlichkeiten Marcos mit einem Schlag abgewehrt. Das bestätigte Charlottes Anwalt Ömer Aycan. Sie habe geschlafen, als sie plötzlich aufgewacht sei und Marco auf ihr gelegen habe.

Dass in dem 143 Seiten langen Protokoll der Videovernehmung Charlottes in England von einer Vergewaltigung die Rede ist, wollten allerdings weder der Anwalt des Mädchens noch Marcos Anwalt Matthias Waldraff bestätigen. "Wir halten uns an die Vorschriften, dass in einem nicht öffentlichen Verfahren außerhalb des Gerichts nicht aus Vernehmungsprotokollen zitiert wird", sagte Waldraff.

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zitierte in seiner Online-Ausgabe dennoch aus dem Protokoll: Als sie die Augen aufgemacht und Marco auf sich bemerkt habe, habe sie ihm einen "wirklich harten" Schlag versetzt und einen "ziemlich lauten" Ruf ausgestoßen. "Ich schubste ihn weg. Dabei bemerkte ich aber eine Feuchtigkeit auf meinem Körper. Danach sind wir zum Arzt gegangen." Dann sagte die 13-Jährige: "Von einer Vergewaltigung kann keine Rede sein . . . aber das Ganze ist ohne meine Einwilligung geschehen."

Für Marco spricht: Weder den Schlag noch den Ruf haben Charlottes Schwester Anna auf dem Balkon, eine Freundin, die ebenfalls im Bett schlief, noch Marcos Freund Sasha auf dem Balkon gehört. Zeugen für das, was wirklich geschah, gibt es offenbar nicht. Die Polizei versäumte es, in Charlottes Zimmer nach Spuren zu suchen. Marco behauptet, die Zärtlichkeiten zwischen dem Mädchen und ihm seien einvernehmlich geschehen. "Eine Verurteilung von Marco auf der Grundlage des Aussageprotokolls ist rechtlich ausgeschlossen", sagte sein zweiter Anwalt Michael Nagel. "Die Vorwürfe beruhen auf einem folgenschweren Missverständnis." Notwendig sei jetzt eine Versöhnung der Familien statt einer Verhärtung der Fronten.

Marco sitzt seit dem 12. April in türkischer U-Haft. Der nächste Prozesstermin ist am 20. November. Seine Anwälte haben für die kommende Woche Beschwerde vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg angekündigt.