Die wichtigsten Fragen zu dem Schulmassaker mit neun Toten in Finnland.

Helsinki. Trauer, Wut und Verzweiflung in Finnland. Am Tag nach dem Schulmassaker in Tuusula, bei dem Pekka-Eric A. (18) fünf Jungen, ein Mädchen, die Schulkrankenschwester, die Rektorin und sich selbst mit Kopfschüssen tötete, fragen sich auch Schüler, Eltern und Lehrer in Deutschland: Wie konnte es passieren, dass der Abiturient den Amoklauf im Internet ankündigte und niemand ihn stoppte? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie kamen die Gewaltvideos ins Internet?

Die Videoplattform YouTube geht nach eigenen Angaben gegen gewaltverherrlichende oder pornografische Inhalte vor. Jeder Nutzer verpflichtet sich, keine derartigen Videos hochzuladen. Verstößt ein Nutzer dagegen, wird er gesperrt. Dies geschah auch bei Videos des späteren Amokläufers, nachdem andere Nutzer sich beschwert hatten. Danach aber erschlich sich Pekka-Eric A. vermutlich unter einer falschen IP-Adresse ein neues Nutzerkonto.

Was trieb den Schüler zu der Tat?

Pekka-Eric A. galt als überdurchschnittlich intelligenter, stiller Einzelgänger, Außenseiter und Prügelknabe, der laut Polizei in der Schule schikaniert wurde. Er soll Antidepressiva eingenommen und sich in eine Fantasiewelt aus Computerspielen und revolutionären Gedanken geflüchtet haben. Sowohl im Internet als auch in einem Abschiedsbrief an seine Familie soll er seinen Hass auf die Gesellschaft erklärt haben.

Wie kam er an die Waffe?

Der Schüler war Mitglied im Schützenverein und hatte einen Waffenschein für die kleinkalibrige Pistole. 56 Prozent aller Finnen besitzen eine Schusswaffe - das ist weltweit die dritthöchste Quote (nach USA und Jemen).

Kann so eine Tat über- all passieren?

Die Trauma-Therapeutin Alina Wilms befürchtet eine Zunahme dieser Massaker. "Und es wird immer öfter und auch an anderen Orten geschehen - etwa in Arbeits- und Sozialämtern", vermutet die Psychologin, die nach dem Amoklauf von Erfurt 2002 (17 Tote) die Betreuung traumatisierter Schüler und Lehrer leitete. "Immer da, wo Menschen frustriert sind und ihre Existenz bedroht sehen, kann es zu Gewalt kommen."