Afrika und Brasilien drohen immer schlimmere Regenfluten, Kalifornien die größte Dürre.

London. Afrika und Brasilien drohen immer schlimmere Regenfluten, Kalifornien die größte Dürre.

London

Das Wetterphänomen La Niña (spanisch für: das Mädchen ) gewinnt immer mehr an Schwung. Meteorologen befürchten, dass der Welt wegen La Niña mehrere Monate mit extremen Wetterlagen bevorstehen - von Überschwemmungen bis zu Dürren.

Die chronische Dürre in Südkalifornien und anderen südöstlichen US-Staaten droht sich zu verschlimmern; Los Angeles könnte das trockenste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen erleben. Im Gegensatz dazu steht Kanada und dem Nordwesten der USA ein besonders kalter und schneereicher Winter bevor, glaubt Rupa Kumar Kolli von der World Meteorological Organisation (WMO) in Genf.

Mosambik, Südostafrika und Nordbrasilien müssen sich auf extrem schwere Regenfälle und Überflutungen gefasst machen, während Südbrasilien und große Teile Argentiniens unter Dürre leiden werden. La Niña könnte sogar das Packeis um die Antarktis neu arrangieren, indem das Eis auf die pazifische Seite des Kontinents gedrängt wird.

Sintflutartige Regenfälle haben dieses Jahr bereits schwere Überschwemmungen in weiten Teilen Zentralafrikas ausgelöst; von Senegal bis Uganda. Rupa Kumar Kolli prognostiziert, dass dies aber noch längst nicht alles war - im Gegenteil, es wird noch schlimmer. Die heftigsten Auswirkungen von La Niña würden auf die Welt noch zukommen: "Diese La Niña ist zurzeit in der Entwicklungsphase und wird immer stärker", sagt er. "Ihr Höhepunkt ist erst im Dezember oder Januar zu erwarten." Ob das Phänomen Auswirkungen auf den Winter in Europa haben wird, steht nicht fest. "Wir pflegen mit La Niña ein mildes Winterende zu haben, aber das ist kein deutliches Anzeichen", sagt Meteorologe Adam Scaife vom britischen Met Office in Exeter. Scaife schiebt La Niña die Schuld für den wenig erfreulichen Sommer in Nordeuropa in die Schuhe: Sie störte den üblichen Kurs des Höhenluft-Jet-Streams Richtung Großbritannien und Nordeuropa und brachte stattdessen eine Reihe Tiefdruckgebiete mit schweren Regenfällen. La Niña könnte zudem Mitschuld an dem besonders schweren Sommer-Monsun in Asien tragen. In Indien und Bangladesch starben mehr als 1000 Menschen in den Wassermassen.

La Niña macht auch Hurrikane möglich - diesen Monat mussten die Karibik und der Golf von Mexiko bereits zwei monströse Stürme der Kategorie fünf durchstehen. Ein weiterer Hurrikan brach den Rekord für die schnellste Intensivierung eines Sturms.

Das Wetterphänomen tritt auf, wenn sich der Pazifik vor der lateinamerikanischen Küste abkühlt, während sich die Gewässer nahe Australien, den Philippinen und Indonesien erwärmen. Die Veränderungen der Ozeantemperaturen, Drucksysteme und Windströmungen über dem Pazifik haben weltweit Folgen: "Wie Wellen, die entstehen, wenn man einen Stein in einen Teich wirft, löst La Niña Druckwellen in der Atmosphäre aus, die Stärke und Verlauf von Jet-Stream-Winden verändern können. So kann der Pazifik das Wetter weit entfernt von den Tropen beeinflussen."

Das ist schon vom entgegengesetzten Phänomen El Niño bekannt: Hierbei schwächt sich der kalte Humboldtstrom ab und kommt zum Erliegen. Das warme Wasser wandert von Südostasien nach Südamerika. Auch dies wirkt sich auf das Weltwetter aus.