Der Milliardär wird in den zerklüfteten Bergen Nevadas gesucht.

Reno. Die verzweifelte Suche nach dem amerikanischen Abenteurer Steve Fossett (63) geht weiter (wir berichteten). Vom frühen Morgen an durchkämmten Retter gestern mit der Unterstützung von 13 Flugzeugen und mehreren Hubschraubern eine bergige Region Nevadas. Der Milliardär war am Montagmorgen mit einem einmotorigen Flugzeug von einer Ranch aus zu einem Drei-Stunden-Flug gestartet und ist nicht zurückgekehrt.

Freunde zeigten sich zuversichtlich, dass der Abenteurer dem Tod auch dieses Mal ein Schnippchen geschlagen hat. Schließlich hat Fossett bereits mehrere Beinahe-Zusammenstöße und Bruchlandungen überlebt, darunter einen 9000 Meter tiefen Sturz mit seinem Ballon ins Korallenmeer nordöstlich von Australien. "Steve ist ein zäher alter Schuh", sagte der britische Milliardär Richard Branson (57), der einige von Fossetts Abenteuern finanziert hat. "Ich vermute, er wartet neben seinem Flugzeug auf jemanden, der ihn abholt." Die Rettungskräfte zeigten sich etwas zurückhaltender, da ein unwirtliches Gebiet von fast 20 000 Quadratkilometern abgesucht werden muss. "Das ist ein sehr großer Heuhaufen, und ein Flugzeug ist eine sehr kleine Nadel", sagte Cynthia Ryan, Sprecherin der Civil Air Patrol. Fossett habe ein Funkgerät an Bord gehabt, aber nach seinem Start mit niemandem Kontakt aufgenommen. Ryan: "Die Suche wird dadurch erschwert, dass Fossett keinen Flugplan erstellt hat."

Die Maschine sei vollgetankt gewesen und habe genug Treibstoff für einen vier bis fünf Stunden langen Flug gehabt, erklärte Ryan weiter. Zudem sei sie mit einem Satelliten-Ortungssystem ausgestattet gewesen. Wie Richard Branson verriet, hat Fossett zudem eine Armbanduhr, die ein Signal mit seiner Position senden kann. Er hat sie aber bislang nicht aktiviert. "Soweit ich weiß, ist dies immer noch eine Rettungsmission", stellt Ryan klar.

Fossett, der auf der Suche nach einem geeigneten Wüstengelände gewesen war, um den Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge zu brechen, war am Montagmorgen auf der Ranch "Flying M" gestartet, die dem Hotelmagnaten Barron Hilton (79) gehört. Dort wartet Fossetts Ehefrau Peggy auf Nachricht von ihrem Mann. Sein langjähriger Freund John Kugler beschrieb Fossett als umsichtigen und gut ausgebildeten Piloten. Das bestätigte auch Jeff Stolzer vom Forscherklub in New York, in dem Fossett Mitglied ist. "Er plant alles ganz akribisch", sagte Stolzer. Der britische Abenteurer Colin Presot erklärte, Fossett sei kein Adrenalin-Junkie, fügte jedoch hinzu: "Natürlich geraten Abenteurer häufiger in Gefahr als andere Menschen." Fossett, der durch Wertpapierhandel an der Börse von Chicago mit 33 Jahren zum Multimillionär geworden war, hat die vergangenen 20 Jahre damit verbracht, Weltrekorde zu brechen; schneller und weiter zu segeln, schweben und fliegen, als es je jemand zuvor geschafft hat. Insgesamt hat der "Wagehals", der bereits als Kind davon geträumt hat, Abenteurer zu werden, 115 Rekorde in fünf verschiedenen Sportarten aufgestellt.

Fossett kletterte auf das Matterhorn und den Kilimandscharo, durchschwamm 1984 den Ärmelkanal, nahm am 1887 Kilometer langen, gefürchteten Iditarod-Schlittenrennen durch Alaska teil, trat beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an und segelte in Rekordzeit um die Welt. Am bekanntesten sind jedoch Fossetts Abenteuer in der Luft. So überquerte er 1995 als erster Solo-Ballonfahrer den Pazifischen Ozean. 2002 umrundete er nach fünf gescheiterten Versuchen als Erster die Erde in einem Ballon.