MÜNSTER. Sommer 2007 in Deutschland: Immer wieder sorgen sintflutartige Regenfälle für Chaos und Millionenschäden. In Nordrhein-Westfalen kamen jetzt sogar zwei Menschen ums Leben. Besonders dramatisch: Ein 61-Jähriger ertrank nach Angaben der Polizei in seinem vollgelaufenen Keller im sauerländischen Arnsberg. Beim Versuch, Wasser aus dem Keller zu pumpen und seine Habseligkeiten zu retten, geriet der Mann vermutlich in die Falle. Laut Polizei konnte er wegen des Wasserdrucks die Kellertür nicht mehr öffnen. In Mönchengladbach starb ein 81-Jähriger, der sich nach den Regengüssen im Keller aufhielt. Während die Feuerwehr von einem Stromschlag ausging, vermutet die Polizei, dass der Rentner wegen der Aufregung ums Leben kam.

Besonders betroffen von dem Starkregen war Nordrhein-Westfalen. Retter hatten alle Hände voll zu tun. Hunderte Keller, vor allem im Sauerland, liefen voll. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz. Nach Überflutung einer Campinganlage am Möhnesee im Kreis Soest mussten 85 Menschen flüchten. In Hagen wurde eine Bahnlinie vorübergehend gesperrt, in Arnsberg wurden mehrere Autos fortgespült. In der Nähe des Ortes rutschte ein Hang auf die Autobahn 46, die stundenlang gesperrt werden musste. Allein Donnerstagabend waren im Sauerland 51 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen.

Freitagabend erreichte eine Regenfront die Insel Fehmarn: Keller wurden überflutet und Straßen unter Wasser gesetzt. Nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia fielen bis zu 92 Liter Regen pro Quadratmeter.

Die Hochwasserwelle durchläuft die Rheinstrecke in Rheinland-Pfalz am Wochenende. Die zunächst erwarteten Höchststände werden wohl doch nicht erreicht. Experten gingen am Freitag davon aus, dass der Strom Sonnabendmittag wieder befahren werden kann.

Auch in Sachsen stiegen die Wasserpegel der Elbe, Mulde und Weißen Elster nach starkem Regen schnell an und erreichten kurzzeitig die Alarmstufe eins. Regen-Spitzenreiter ist allerdings Sigmarszell in Bayern: In den ersten neun August-Tagen seien dort 202 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, im ganzen Monat seien 171 Liter üblich, sagte Uwe Kirsche, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes.

Entspannung in der Schweiz: "Die Pegel sind etwas zurückgegangen", sagte der Leiter der Krisenstabes von Basel, Marco Greiner. Die Situation bleibe dennoch angespannt. "Die Böden sind gesättigt, und die Flüsse sind voll."

Die Zahl schwerer Hochwasser wird sich nach Einschätzung des Umweltministeriums in Berlin deutlich erhöhen. "Es gibt einen eindeutigen Trend. Dadurch, dass wir mehr Wasserdampf in der Atmosphäre haben, gibt es mehr Hochwasser und mehr katastrophale Ereignisse", sagte Staatssekretär Michael Müller. Der SPD-Politiker: "Wir dürfen nicht immer erst reagieren, wenn die Katastrophe eingetreten ist." Nach Ansicht des WWF-Gewässerexperten Professor Emil Dister verhindern die Blockadehaltung vieler Kommunen und mangelnde Durchsetzungsfähigkeit von Landesregierungen einen wirksamen Hochwasserschutz.