MECKENBEUREN. Teures Heizöl, das war einmal. Heute gewinnen die Schwestern und Pfleger der Stiftung Liebenau mit jedem Windelwechsel Energie. Die vollen Einlagen aus ihren Heimen landen statt im Müll im Windelofen. "Wenn der läuft, können wir den Gas- und Ölhahn zudrehen", sagt Bauleiter Marco Nauerz (55) am Stiftungssitz in Meckenbeuren (Bodenseekreis). Stolz steht er neben der europaweit zum Patent angemeldeten Anlage. Die Mitarbeiter nennen den elf Meter hohen Spezialofen liebevoll "Windel-Willi". Rund acht Millionen Windeln kann dieser pro Jahr verbrennen. Nauerz hat ausgerechnet, dass dies mehr als 12 000 Pflegeplätzen entspricht. 40 stiftungseigene und fremde Heime liefern Windeln an, bis Jahresende sollen es doppelt so viele sein. Die Luft im Lager wird abgesaugt. Nauerz: "Bei uns riechen Sie nichts." Eine Windel habe 58 Prozent Feuchtigkeitsgehalt und Brennwert wie nasses Holz. Bei mehr als 910 Grad verwandeln sich die Windeln sekundenschnell in Wärmeenergie, mit denen die Stiftung Wasser heizt und ihre Wäscherei versorgt. Die Stiftung kassiert bei Fremden für das Verbrennen, ist aber günstiger als Restmüllfirmen. Für ihre 2,1 Millionen eigenen Windeln im Jahr spart sie zudem Müllgebühren von 350 000 Euro.