Zyklon forderte 28 Tote im Oman und im Iran. USA befürchten heftige Sturmsaison.

London. Beim schlimmsten Wirbelsturm seit Jahrzehnten im Oman und dem südlichen Iran sind mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen. Der Zyklon "Gonu" sorgte darüber hinaus für heftigen Regen mit Überschwemmungen. Die Fluten rissen sogar Lastwagen mit sich.

In den USA lösen die Bilder aus Oman Befürchtungen aus. Dort erwartet man in diesem Jahr mehr Wirbelstürme als sonst. Forscher rätseln, ob der Klimawandel auch die Hurrikansaison anheizt. Johan Nyberg vom Geologischen Dienst in Schweden und seine Kollegen glauben das nicht. Im Gegenteil: Sie meinen, dass die zunehmende Zahl von Hurrikans sogar eine Rückkehr zur "Normalität" darstellt.

Als die Forscher Korallen und den Meeresgrund in der Karibik nach Hinweisen auf die Häufigkeit von Hurrikans untersuchten, fanden sie dass es in den 70er- und 80er-Jahren dort außergewöhnlich wenige Hurrikans gab. Der seit Mitte der 1990er-Jahre beobachtete steile Anstieg der Wirbelstürme entspricht dagegen der Anzahl, die zwischen 1730 und 1960 üblich war (Nature, Bd. 447, Seite 698).

Ein genauer Blick auf den Ursprung eines Hurrikans erklärt diese Behauptung: Ein Urlaubsidyll irgendwo westlich der Küste Afrikas liefert die Keimzelle. Dort hat die Tropensonne das Wasser auf mindestens 26 oder 27 Grad Celsius aufgewärmt. Wie eine Heizplatte mit einem Suppentopf obendrauf verdampft der warme Ozean jede Menge Wasser, feuchte Luft steigt nach oben, kühlt in höheren Luftschichten wieder aus. Kühlere Luft aber kann nicht so viel Wasser tragen, ein Teil der Feuchtigkeit kondensiert aus. Erst bilden sich Wolken, bald Gewitterwolkentürme.

Wärme allein aber genügt nicht, sonst müssten die Wirbelstürme ja im Sommer täglich entstehen. Erst wenn hoch oben in der Atmosphäre eine sogenannte Wellenstörung an einer Stelle den Luftdruck ein wenig tiefer und an anderer Stelle ein wenig höher werden lässt, legt ein Wirbelsturm los. Das Gebiet mit niedrigerem Luftdruck in der Höhe saugt zusätzlich feuchte Warmluft vom Meeresspiegel in die Höhe, verstärkt so gleichzeitig am Boden die Unterschiede im Luftdruck und dadurch auch die Winde, erklärt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Obendrein wandert diese Störung mit den Höhenwinden nach Westen und sammelt dabei immer mehr Energie. Je mehr Energie und Feuchtigkeit die Tropensonne in den jungen Wirbelsturm pumpt, umso schneller wirbeln die Luftmassen um das Auge.

Auf seinem Weg vom tropischen Atlantik in die Karibik und die dort liegenden Länder wächst der Sturm zum Hurrikan, der Windgeschwindigkeiten von mehr als 117 km/h hat. Das passiert aber nur, wenn die Winde in der Höhe nicht viel anders als über den Wellen wehen. Wenn schon in fünf Kilometer Höhe sogenannte Scherwinde in eine andere Richtung als über dem Meer blasen, zerfleddern sie die bis zu zehn Kilometer hohen Wolkentürme, und vom Hurrikan bleibt wenig übrig.

Genau diese Windverhältnisse und die Temperaturen der tropischen Karibik hat Nyberg für die Vergangenheit untersucht: So wachsen Foraminiferen genannte winzige Meeresorganismen besonders gut, wenn viele Nährstoffe im Wasser sind. Blasen nun die Passatwinde in der Karibik kräftig, drücken sie das warme Wasser an der Oberfläche weg, kaltes Wasser quillt aus der Tiefe auf und trägt viele Nährstoffe nach oben, die wiederum viele Foraminiferen ernähren. Kräftige Passatwinde aber sorgen auch für stärkere Scherwinde, die entstehende Hurrikans praktisch im Keim ersticken.

In den zwischen 1965 und 1971 abgelagerten Schichten des Meeresgrundes finden die Forscher recht viele Foraminiferen. Das lässt auf starke Passatwinde und wenige Hurrikans schließen - genau das hatten die Meteorologen in dieser Zeit auf Satellitenbildern auch beobachtet. In den bis zum Jahr 1730 untersuchten Meeresbodenschichten dagegen gibt es meist viel weniger Foraminiferen als in den 70er- und 80er-Jahren. Also sollten vor 1965 die Scherwinde seltener und die Hurrikans häufiger gewesen sein - die zunehmenden Hurrikans seit 1995 bringen also sozusagen den Normalzustand zwischen 1730 und 1960 zurück und haben vielleicht weniger mit dem Klimawandel zu tun.