Es klingt wie ein Witz. Ausgerechnet das Gemälde “Gähnender Wachposten“ hat ein Rechtsanwalt während der “Langen Nacht der Museen“ im März 2006 aus der Mannheimer Kunsthalle gestohlen.

MANNHEIM. Es klingt wie ein Witz. Ausgerechnet das Gemälde "Gähnender Wachposten" hat ein Rechtsanwalt während der "Langen Nacht der Museen" im März 2006 aus der Mannheimer Kunsthalle gestohlen. Seit gestern steht der promovierte Jurist Alexander G. (41), der seine Doktorarbeit zum Thema Kunsthandel geschrieben hatte, vor Gericht.

"Die Alarmanlage reagierte nicht, es gab kein Wachpersonal", ließ der Angeklagte seinen Verteidiger Hans Ulrich Beust vor dem Landgericht verlesen. "Mein Mandant war überrascht, dass alles so einfach gegangen war." Nach der "Sportschau" sei der Angeklagte mit seiner Ehefrau (29) zu der Museumsnacht losgezogen. Auf den Spitzweg stieß das Paar in einem gesperrten, aber nicht verriegelten Raum. Um es sich und seiner Frau zu "schenken", habe der Anwalt das nur 25 mal 49 Zentimeter große Gemälde aus dem Rahmen gelöst und unter seinem Mantel versteckt. "Er hat seit Kindertagen ein geradezu emotionales Verhältnis zu Spitzweg-Gemälden."

Das Bild versteckte das Paar in einem Schließfach am Heidelberger Bahnhof. Der Anwalt wurde im Dezember festgenommen, als er das Bild einem vermeintlichen Hehler - einem verdeckten Ermittler der Polizei - für eine Million Euro zum Kauf anbot. Seitdem sitzt Alexander G. in Untersuchungshaft. Seine Zulassung als Anwalt gab er zurück. In dem Prozess geht es auch um Vorwürfe, die seine Frau gegen ihn erhebt: Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und Misshandlung. Er streitet dies ab. Möglicherweise habe seine Frau manche Vorfälle erst im Nachhinein als gewalttätig umgedeutet. Aus Liebe und Stolz seien allmählich "übersteigerte Eifersucht und Enttäuschung" geworden. Die Frau tritt vor Gericht als Nebenklägerin auf und soll am Montag aussagen. Auch gegen sie wird wegen des Gemäldediebstahls ermittelt.