Bären haben's nicht leicht in Deutschland. Entweder sie werden als illegale Einwanderer gejagt und erlegt - wie Bruno in Bayern. Oder sie werden von der Mutter verstoßen, entkommen nur knapp der von “Tierschützern“ empfohlenen Todesspritze und drohen am Ende von der Liebe einer ganzen Nation erdrückt zu werden - wie Knut.

Hamburg. Bären haben's nicht leicht in Deutschland. Entweder sie werden als illegale Einwanderer gejagt und erlegt - wie Bruno in Bayern. Oder sie werden von der Mutter verstoßen, entkommen nur knapp der von "Tierschützern" empfohlenen Todesspritze und drohen am Ende von der Liebe einer ganzen Nation erdrückt zu werden - wie Knut, das Eisbär-Baby, das heute um 10.15 Uhr den ersten großen Besucheransturm im Berliner Zoo über sich ergehen lassen muss.

Es soll ein bärenstarker Auftritt werden: 20 Übertragungswagen senden den historischen Moment live in alle Welt. Die Gunst der Stunde (und des Scheinwerferlichts) hat auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erkannt. Als "Pate" will er seinem pelzigen Genossen bei den ersten Schritten in der Öffentlichkeit beistehen und ihn als Symbol des Klimawandels vorführen (Gabriels verblüffende Erkenntnis: "Ohne Eis kein Eisbär.")

"Ein Bärendienst!", mögen jetzt nur notorische Nörgler ausrufen, denen die nötige Bärenruhe fehlt. Schließlich gibt's keinen Grund, bärbeißig zu werden: "Knuddel-Knut" ist nicht der "böse Bruno", der wochenlang mit Bärenhunger die Republik in Atem hielt.

Knut soll sich als reiner Goldbär erweisen. Viele Firmen machen schon Kasse mit dem süßen Kerl: Jamba bietet Knut-Handylogos im Spar-Abo an. Steiff produziert Stoff-Knuts für 199 Euro, und ein findiger Musikproduzent widmet dem Eisbären einen eigenen Song ("Knut ist gut"). Kostprobe: "Im Zoo bin ich geboren, so mitten in Berlin, ich hab schon viele Freunde hier, sogar 'nen Pinguin . . ." (Der singende Eisbär im Internet: www.migusto.de/knut.html)

Berlin, die Stadt mit dem Bärenwappen und den Eishockey-Eisbären, erwartet Knut-Touristen aus aller Welt. Vielleicht mit Ausnahme von Grönland, wo Eisbären bald von Urlaubern gejagt werden, die sich das Fell vor den Kamin legen wollen.

Auch nicht nett! So gesehen hat's Knut richtig gut.